Das Coronavirus breitet sich immer stärker aus, die Weltgesundheitsorganisation WHO spricht mittlerweile von einer Pandemie. An den Kapitalmärkten sorgt die Angst vor den wirtschaftlichen Folgen von Covid-19 für erratische Schwankungen und abstürzende Aktienkurse. Mit Panik ist allerdings niemandem gedient, mahnt Bert Flossbach, Gründer und Co-Chef des Kölner Vermögensverwalters Flossbach von Storch (FvS). "Als Anleger versuchen wir, keine Entscheidungen auf einer emotionalen Basis zu treffen. Deshalb bleiben wir den Umständen entsprechend entspannt, auch wenn historisch schlechte Börsentage hinter uns liegen."

Der Kursrutsch zu Beginn der Pandemie sei zu erwarten gewesen, sagt der Vermögensverwalter. Die zweite Verkaufswelle geht seiner Einschätzung nach ausgerechnet auf die außerplanmäßige Zinssenkung der Fed in der vergangenen Woche zurück, mit der die US-Notenbank eigentlich die Märkte stützen wollte. "Zuletzt gab es eine solche Aktion in der Finanzkrise. Die Maßnahmen der Fed glichen einer Panikerklärung", sagt Flossbach. Der Streit zwischen Russland und der Opec um die Ölfördermenge, der den Ölpreis Anfang dieser Woche auf Talfahrt schickte, war dann der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. "Das sorgte am 9. März für den totalen Ausverkauf", erklärt der FvS-Chef.

Die Wirtschaft wird wohl nachhaltig leiden
In den kommenden Monaten dürften vor allem bei Reiseveranstaltern und Fluggesellschaften die Umsätze einbrechen, prognostiziert Flossbach. "Natürlich sind auch andere Branchen betroffen", sagt er. Das Ausmaß des wirtschaftlichen Schadens lasse sich noch nicht beziffern. "Klar ist: Das Wachstum wird sich abschwächen", sagt der Anlageprofi. Im Gegensatz zu vielen anderen Experten bezweifelt er, dass die Wachstumsschwäche rasch wieder vorüber geht und die Erholung bereits im zweiten Halbjahr 2020 einsetzt. "Hier geht es nicht um eine kurzfristige Erkältung, bei der man sich schnell erholt", betont er.

Neben der Touristikbranche sorgt sich Flossbach vor allem um den Bankensektor. Kreditinstitute leiden ohnehin seit Jahren unter den niedrigen Zinsen, nun könnte auch noch ein größerer Teil ihrer Kredite ausfallen. Die Europäische Zentralbank (EZB) sieht diese Gefahr ebenfalls: Am Donnerstag (12. März) hat sie im Rahmen eines Corona-Maßnahmenpakets unter anderem beschlossen, den Banken im Euro-Raum mit neuen Notkrediten unter die Arme zu greifen. Insgesamt hat die Fed allerdings mehr Handlungsspielraum als die EZB, urteilt Flossbach.

Gold bleibt attraktiv – leider
In der komplexen aktuellen Gemengelage könnten die Bewertungen von Qualitätsaktien weiter steigen, prophezeit der Vermögensverwalter. "Gold wird mit Blick auf den globalen Abwertungswettlauf der Währungen ebenfalls attraktiv bleiben." Immobilienbesitzern sagt er schwierige Zeiten voraus, wenn auch nicht wegen Corona: "Sie müssen wohl mit Regulierung und dem Zugriff der Finanzminister rechnen." Generell sollten Anleger vor lauter Virus-Angst die wichtigen strategischen Entscheidungen nicht aus dem Blick verlieren, mahnt Flossbach.

Die FvS-Portfoliomanager haben die jüngsten Panikverkäufe dazu genutzt, ihren Kassenbestand deutlich zu reduzieren und bei Qualitätsaktien zuzugreifen. "Wenn andere das Kind mit dem Bade ausschütten, dann fangen wir es auf", sagt Flossbach.

Gleichzeitig haben die Anlageexperten Teile des Aktienbestands abgesichert, sodass ihre Aktienquote unterm Strich gesunken ist. Der gestiegene Goldpreis kommt Flossbach ebenfalls zugute: In seinem Flaggschifffonds FvS Multiple Opportunities hält er grundsätzlich rund zehn Prozent Gold. "Wir nehmen die positive Entwicklung gern mit, hoffen aber auch, dass es nicht weiter hinauf geht", sagt er. "Gold ist wie ein Versicherungsvertrag, von dem jeder hofft, dass er ihn nie braucht." (fp)