Das Feld der Krypto-Assets wie Bitcoin & Co. steckt noch in den Kinderschuhen. Dies sagte Technologiefondsmanager Jan Beckers von BIT Capital auf dem FONDS professionell KONGRESS in Mannheim vergangenen Mittwoch (22.6.). "Die Krypto-Assets sind noch der 'Wilde Westen'", so Beckers in seinem Vortrag. Die Lage ähnele der Tech-Euphorie der 1990er Jahre. "99 Prozent der Kryptos werden auf null fallen", prophezeite der Portfoliomanager, dessen Gesellschaft BIT Capital selbst Fonds anbietet, die in Kryptowährungen investieren.

"Aber einige werden Bestand haben", betonte Beckers, der sich mit zahlreichen Start-up-Gründungen einen Namen gemacht hat. Bitcoin und Ethereum hätten sich etwa durchgesetzt. Für einen erheblichen Teil der Weltbevölkerung, etwa in Entwicklungsländern, seien diese digitalen Währungen die einzige Möglichkeit zur Teilhabe an Finanzmärkten. Diese Erfolgsgeschichten seien jedoch die Ausnahme. Es gebe "viele Schwarze Schafe" und auch Betrug bei Krypto-Assets, warnte der Investor. Der Markt berge viele Risiken, aber auch Chancen.

Schmerzhafte Monate
Der Leitwährung Bitcoin billigte Beckers eine Rückkehr zu. Die Kryptowährung war vom Rekordhoch von mehr als 56.000 Euro unter die Marke von 20.000 Euro gefallen. "Bitcoin ist schon zehn Mal gecrasht, kam aber wieder hoch und stieg auf neue Allzeithochs." Ob nach den hohen Kursverlusten nunmehr die Bodenbildung erreicht ist, lasse sich aber nicht vorhersagen, so der Seriengründer.

Auch der Leitfonds der von Beckers mitgegründeten BIT Capital, der 340 Millionen Euro schwere Global Internet Leaders, erlitt im Zuge des Ausverkaufs an den Börsen empfindliche Rückschläge. So fuhr das Portfolio seit Jahresbeginn einen Verlust von 43 Prozent ein. Über drei Jahre steht immer noch ein Plus von fast 100 Prozent, seit Auflage von nahezu 150 Prozent. "Die vergangenen acht Monate waren für unsere Fonds wie auch für uns als Anleger schmerzhaft", kommentierte Beckers in seiner Rede die Entwicklung.

"Deutliche Übertreibung"
Das derzeitige Kursniveau bei Technologiewerten sieht der Manager aber als nicht gerechtfertigt an. "Alles an Umsatz- und Gewinnentwicklung der Unternehmen seit 2017 hat der Markt ausgepreist", beobachtete Beckers. "Das halte ich für eine deutliche Übertreibung." Zwar sei es gerechtfertigt, dass bei steigenden Zinsen die Preise von Vermögenswerten sinken. Die Abwertung bei Technologietiteln sei in diesem Ausmaß aber nicht durch den Zinsanstieg gerechtfertigt.

Mit dem Einsatz moderner Technologien werde die Wertschöpfung steigen und damit der Wert der Technologieanbieter zunehmen. Die derzeit niedrigen Bewertungen bezeichnete Beckers angesichts dieser Perspektive als "ausgenommen attraktiv", das niedrige Kursniveau biete "eine phantastische Chance für einen Einstieg". Er gab sich überzeugt, dass seine Fonds "mittel- bis langfristig ein Beta wie auch ein ordentliches Alpha" in Aussicht stellen würden.

Falsches Instrument
Zudem berichtete der BIT-Capital-Gründer, dass er beim Einsetzen des Ausverkaufs im vergangenen Jahr zwar Absicherungen eingezogen habe. Diese hätten jedoch nicht gegriffen. Denn der Ausverkauf habe sich in dem Technologieleitindex, auf den der Hedge ausgestellt war, verzögert widergespiegelt. Der Zeitpunkt zur Absicherung sei zwar richtig gewesen, jedoch das falsche Instrument gewählt worden. Im Corona-Crash im Frühjahr 2020 hatte Beckers über den Einsatz von Absicherungen Kursverluste vermeiden können, anders als das Gros der Fondsmanagerzunft. (ert)