Ende September hat die People's Bank of China (PBoC) Digital-Währungen wie dem Bitcoin oder dem Ether den Status eines gesetzlichen Zahlungsmittels entzogen. Heißt: Sämtliche Zahlungsabwicklungen, Abrechnungen sowie Marketingaktivitäten im Zusammenhang mit den Kryptowährungen sind untersagt. Überraschend kam das nicht, denn schon Ende August kündigte die Zentralbank an, Geschäfte mit Krypto-Währungen zu verbieten. Gleichzeitig treibt die PBoC derzeit ihre eigene digitale Zentralbankwährung (CBDC) voran und hat sie bereits in 28 Regionen eingeführt, darunter auch die führenden Wirtschaftsregionen.

"Wenn die PBoC die Einführung der CBDC vorantreibt, warum muss sie dann Kryptowährungen komplett verbieten?", fragt Jason Guthrie, Leiter Digital Assets Europa beim Vermögensverwalter Wisdomtree, in einem aktuellen Marktkommentar. Er hat selbst die passende Antwort parat: "Um den Wettbewerb auszuschalten." Das zeige sich einerseits in der Auswahl der Technik-Metropolen Chinas als wichtige Zielgebiete der neuen Währung. "Wenn die PBoC will, dass sich ihr digitaler Yuan durchsetzt, wird dies wahrscheinlich ein wichtiges Schlachtfeld für sie sein, um die Herzen und Köpfe zu gewinnen", erklärt Guthrie.

Zentralisierung statt Anonymität
Andererseits ginge es der chinesischen Zentralbank aber auch um Kontrolle. Denn die Idee hinter Bitcoin und Co. ist eine Dezentralisierung von Finanztransaktionen, während die Zentralbankwährung das genaue Gegenteil – nämlich Zentralisierung und Datenerfassung anstrebe. "Das CBDC wird wahrscheinlich als ein gutes Instrument zur Überwachung wirtschaftlicher Aktivitäten, zur Verbesserung des Steuersystems und zur Durchsetzung von Kapitalkontrollen angesehen", sagt der Finanzprofi. 

Den Kursen von Bitcoin und Ether haben die jüngsten Entwicklungen aus China zwar kurzfristig geschadet – beide Kryptowährungen verloren rund zehn Prozent. Allerdings war das nur ein vorübergehendes Phänomen, sagt Guthrie. "Die Preise stabilisierten sich jedoch schnell bei 43.000 US-Dollar für BTC und 2.900 US-Dollar für ETH und begannen dann wieder zu steigen." Langfristig schade die geringe Krypto-Konzentration in China dem Gesamtmarkt nicht. (fp)