Nayib Bukele dürfte sich seinen Währungs-Coup anders vorgestellt haben. Wie angekündigt führte El Salvadors Präsident in der laufenden Woche den Bitcoin als offizielle Landeswährung ein. Nach eigenem Bekunden will er mit diesem Schritt Arbeitsplätze schaffen und die Schattenwirtschaft bekämpfen. Der Start des Großversuchs geriet allerdings zum Desaster. Am Dienstag, dem 7. September, dem Tag der Einführung, brach der Bitcoin im zweistelligen Bereich ein. Hinzu kamen technische Probleme. So konnten etwa Tausende Bürger des mittelamerikanischen Landes die staatliche Bitcoin-Wallet "Chivo" überhaupt nicht herunterladen, berichten mehrere Medien, darunter das "Manager Magazin".

Die bedeutendste Cyber-Devise zur Landeswährung zu erheben habe sich "als ein Eigentor für die Branche und damit als ein Alptraum für die Anleger" entpuppt, sagt Analyst Timo Emden im "Tagesspiegel". "Der Bitcoin hat sich auf ironische Art und Weise am Tag der offiziellen Einführung als Zahlungsmittel in El Salvador als seriöses Bezahlmittel disqualifiziert." Der Absturz des Bitcoin riss auch andere Kryptowährungen wie Ether mit. Aktien von Unternehmen aus dem Blockchain-Bereich wie Coinbase oder Riot gerieten ebenfalls unter die Räder.

Der Präsident kauft nach
Für erfahrene Krypto-Investoren kam der Kurssturz nicht unerwartet. Schon am Wochenende sei in sozialen Medien auf diese Gefahr hingewiesen worden, zitiert der "Tagesspiegel" Edward Moya, den leitenden Marktanalysten der Handelsplattform Oanda. Einige Investoren hätten im Vorfeld des 7. September verstärkt in Bitcoin investiert und verkauft, sobald Präsident Bukele Fakten geschaffen hatte, mutmaßt Moya. Langfristig blickt er weiter optimistisch auf die weltgrößte Kryptowährung und sieht sie zwischen 46.000 und 53.000 US-Dollar. Momentan befindet sich der Kurs am unteren Ende dieser Spanne.

In El Salvador kam es Berichten zufolge zu Protesten gegen das neue Zahlungsmittel. Bukele selbst zeigt sich unterdessen unbeirrt. Er nutzte den jüngsten Kurssturz sogar zum Nachkaufen, erwarb weitere 150 Bitcoins im Wert von fast sieben Millionen US-Dollar – und kassierte dafür herbe Kritik von der Weltbank und dem Internationalem Währungsfonds. Die beiden wichtigsten Geldgeber des hochverschuldeten Landes hatten bereits vor dem Bitcoin-Debakel klargestellt, die Krypto-Ambitionen des salvadorianischen Präsidenten in keiner Weise zu unterstützen. (fp)