Während der Amtszeit des neuen US-Präsidenten Donald Trumo wird Europa einen höheren Beitrag zu seiner eigenen Sicherheit leisten sowie zu einer gemeinsamen Außen- und Sicherheitspolitik finden müssen. Das schreibt Friedrich Merz, Deutschland-Aufsichtsratschef des Vermögensverwalters Blackrock und Vorsitzender des Vereins "Atlantik-Brücke", in einem Gastbeitrag für das "Handelsblatt". Drei große Themen würden Europa während Trumps Regierungszeit unmittelbar betreffen: die Außenpolitik, die Handelspolitik und die Finanzpolitik. 

"In der Finanzpolitik wird es ein abruptes Ende der Regulierung geben und eine Rückabwicklung einer ganzen Reihe von Bestimmungen, die als Lehren aus der Finanzkrise bisher im Konsens zwischen Europa und Amerika eingeführt wurden", so Merz, der auch zu den Top-Referenten auf dem diese Woche stattfindenden FONDS professionell KONGRESS in Mannheim zählt.

Europäischen Banken werde es künftig noch schwerer fallen, in den USA Geschäfte zu machen. Zudem werde die Extraterritorialität des US-Rechtssystems den europäischen Banken auch außerhalb der USA weiter große Probleme bereiten. "Angesichts der Dominanz der US-Banken auf den globalen Märkten und der anhaltenden Schwäche der meisten europäischen Institute wird es für Europa kaum möglich sein, diesem Ungleichgewicht wirkungsvoll zu begegnen", schreibt Merz. Die anhaltende Krise der Währungsunion trage ihrerseits dazu bei, dass dieses Dilemma fortbesteht. Zusätzlich dürfte ein neuer Steuerwettbewerb weitere Wettbewerbsvorteile für amerikanische Unternehmen eröffnen.

Europa wird TTIP-Scheitern noch bedauern
In der Handelspolitik werde Europa es noch sehr bedauern, leichtfertig zum Scheitern eines transatlantischen Handelsabkommens beigetragen zu haben, prophezeit Merz: "Alle Experten in Sachen TTIP und Schiedsgerichtsbarkeit werden bald sehen, dass der absehbare Protektionismus in den USA genau zu jenem Verlust an Standards und gemeinsamen Regeln beiträgt, den sie durch TTIP so wortreich heraufbeschworen haben." Zum guten Schluss werde unter Trump nun auch das Verhältnis zwischen Europa und den USA neu justiert, was außenpolitische Neuerungen zur Folge haben werde. 2017, so viel sei jetzt schon klar, werde ein Jahr für die Geschichtsbücher werden. (fp)