Mit ihrem Entwurf für Großbritanniens Austrittsabkommen setzt Theresa May alles auf eine Karte, sagt Martin Lück, Kapitalmarktstratege bei Blackrock. Bislang scheint ihr Pokerspiel aufzugehen: Die 48 Schreiben von Tory-Abgeordneten, die für ein Misstrauensvotum gegen May notwendig sind, sind nicht zusammengekommen. Offenbar schrecken viele konservative Abgeordnete davor zurück, in einer so kritischen Phase der Brexit-Verhandlungen die Premierministerien zu entmachten, seien sie auch noch so unzufrieden mit deren Verhandlungsführung.

Für die Märkte bedeutet die Lage bei den Brexit-Verhandlungen anhaltende Unsicherheit. "Wir halten nach wie vor die Wette auf einen gütlichen Ausgang für unkalkulierbar und würden auf Pfund Sterling lautende Anlagen vorerst weiter meiden", sagt Lück. Die britische Währung verlor allein von Mittwoch bis Freitag vergangener Woche rund zwei Prozent gegenüber dem Euro. "Wir bleiben bei unserer Einschätzung, dass sich im Falle eines harten Brexits das Pfund auf Parität zum Euro abschwächen könnte", so Lück.

Düstere Aussichten auch in Südeuropa
Auch die Situation in Italien bereitet dem Anlageprofi Sorgen. Vorerst rechnet er allerdings nicht mit einer Eskalation des Haushaltsstreits. Der Spread italienicher Staatsanleihen ist in der vergangenen Woche um 13 Basispunkte gestiegen, steht allerdings mit 3,1 Prozent noch relativ gut dar. "Wir bleiben aber bei der Einschätzung, dass der Risikoaufschlag noch weiter steigen wird, bevor er wieder sinkt", sagt Lück. Mittelfristig dürfte sich die Perspektive für Anleger also eintrüben. (fp)