Auch nach zwei Wochen harter Verhandlungen sind die Fronten bei CDU/CSU, FDP und Grünen verhärtet. Das dürfte noch eine ganze Weile so bleiben, sagt Blackrock-Stratege Martin Lück. Als Knackpunkte bei den Koalitionsverhandlungen sieht er vor allem die unterschiedlichen Positionen der Parteien zu Klimapolitik, Zuwanderung und Europa.

Insbesondere das Thema Europa ist auch für Anleger relevant: "Die Frage, ob Griechenland Teil des Euroraumes bleibt oder nicht beziehungsweise ob die neue Bundesregierung die Reformvorschläge des französischen Präsidenten unterstützt, hat erheblichen Einfluss auf die südeuropäischen Spreads", sagt Lück. 

Trotz aller Differenzen hält der Blackrock-Stratege ein Scheitern der Verhandlungen für unwahrscheinlich. "Zwar könnte man darüber mutmaßen, ob das Angebot, den Finanzminister zu stellen, die SPD nicht doch an den Verhandlungstisch zurückbringen könnte", sagt Lück. Allerdings sprechen zwei gravierende Argumente dagegen: Erstens begreift die SPD-Parteispitze den Wahlsieg in Niedersachsen, der einem konfrontativen Wahlkampf gegen die CDU zu verdanken war, als Lehrstück für Berlin. Zweitens dürfte die Angst, in einer neuen Großen Koalition von der CDU/CSU vollends marginalisiert und bei der nächsten Bundestagswahl vielleicht zur 15-Prozent-Partei zu werden, viele SPD-Mitglieder von einem erneuten Zusammengehen mit der Union zurückschrecken lassen.

Anleger sollten die USA im Blick behalten
Investoren rät Lück, bei allen hitzigen Diskussionen in Berlin immer auch die Entwicklungen in den USA im Auge zu behalten. Kommt dort die geplante Steuerreform und sinken die Unternehmenssteuern tatsächlich von 35 auf 20 Prozent, dürfte das zu einer markanten Ausweitung der US-Staatsverschuldung führen. "Platziert das Schatzamt dann mehr Anleihen und steigen die US-Zinsen, dürfte dies Anlagekapital in die USA saugen und den Dollar stärken", erklärt Lück. (fp)