Unternehmen in Europa und den USA hatten zuletzt kaum noch auf organisches Wachstum gesetzt, sondern Cash-Bestände für Akquisitionen oder Aktienrückkäufe genutzt – aus Angst vor Deflation. Dieses Bild scheint sich nun zum ersten Mal seit der Finanzkrise vor gut acht Jahren zum Besseren zu wenden, sagt Martin Lück, Leiter Kapitalmarktstrategie für Deutschland, die Schweiz, Österreich und Osteuropa beim Fondsanbieter Blackrock. Im März dürfte sich die Preisentwicklung in Deutschland und der Eurozone als Ganzes allerdings wieder etwas verlangsamt haben. "Daher lohnt ein Blick auf die Frühindikatoren", sagt Lück.

Denn unabhängig von der Inflationsentwicklung haben sich die Konjunkturdaten in Europa zuletzt wieder verbessert: "Die Einkaufsmanagerindizes kamen am Ende der vergangenen Woche so stark herein wie seit Jahren nicht mehr", so Lück. Sollten sich diese Vorgaben auch in den Wachstumszahlen wiederfinden, sei ein positiverer Blick auf Europa gerechtfertigt. In dieser Woche werde zudem wieder auf Nachrichten aus Frankreich zu achten sein und darauf, ob die dortige Präsidentschaftswahl sich von einem Risiko zu einer Chance für Europa mausern könnte.

Chaos in Übersee
In den USA rieche derzeit dagegen alles nach Chaos, so Lück: Der Streit über die "Trumpcare" getaufte Rücknahme von Obamacare lasse für die Gesetzgebungsvorhaben der kommenden Monate nichts Gutes hoffen. "Aus Finanzmarktsicht stellt sich die Frage, was mit der Trump-Rally passiert, wenn neue Vorhaben scheitern", warnt Lück. Es werde wohl einen massiven Rücksetzer an den US-Börsen geben. Insgesamt sei dies aber nicht das Ende des positiven Ausblicks für Aktien oder gar der Beginn eines Bärenmarkts: "Dafür haben sich die Wirtschaftsdaten in den USA, Europa und Asien zuletzt zu positiv entwickelt." (fp)