Aus Sicht des Asset Managers Blackrock sind geopolitische Unwägbarkeiten derzeit das größte Risiko für die globalen Märkte. Das ist das Ergebnis des diesjährigen Treffens von Fondsmanagern, Volkswirten und Strategen aus dem eigenen Hause in der vergangenen Woche: "Angefangen beim Handelsstreit zwischen den USA und China, endend bei der Kriegsgefahr im Mittleren Osten, sieht inzwischen eine klare relative Mehrheit von BlackRock-Investoren hier den entscheidenden Kapitalmarkttreiber in diesem Jahr", sagt Martin Lück, Leiter Kapitalmarktstrategie im deutschsprachigen Raum und Osteuropa bei Blackrock. "Erst mit weitem Abstand folgt die Geld- und Fiskalpolitik auf Platz zwei."

Beim Handelsstreit erscheint es dem Blackrock-Experten unwahrscheinlich, dass sich die Präsidenten Xi Jinping und Donald Trump beim G20-Gipfel Ende Juni einigen. In der Folge könnte Trump Zölle auf weitere China-Importe von gut 300 Milliarden US-Dollar verhängen. "Sollten damit dann über 500 Milliarden US-Dollar chinesischer Lieferungen in den USA mit 25 Prozent Einfuhrzöllen belegt sein, könnte das die chinesische Wirtschaft rund einen Prozentpunkt ihres jährlichen Bruttoinlandsprodukts-Wachstums kosten", schwant Lück. "Keine gute Nachricht, wenn die Hoffnung einer globalen Wachstumserholung zu allererst auf China beruht."

Eskalation beim Brexit, steigende Kriegsgefahr im Mittleren Osten
Auch beim Brexit stehen die Zeichen auf Eskalation. "Mit Boris Johnson bewirbt sich gerade derjenige für den Tory-Vorsitz, der sein Land mit Lügenkampagnen und falschen Versprechungen in die tiefste politische Krise der jüngeren Geschichte gestürzt hat", sagt Lück.

Hinzu kommen zwei eher junge politische Krisen. "Der US-Iran-Konflikt und der Türkeikonflikt haben das Potential, die Risikoneigung vieler Investoren zu dämpfen" sagt Lück. Wer immer den Angriff auf zwei Öltanker in der Straße von Hormuz letzte Woche verübt hat, hat den Blackrock-Einschätzungen zufolge die Gefahr eines militärischen Konflikts erheblich erhöht. "Und in der Vergangenheit sind Kriege im Mittleren Osten nicht selten der Katalysator für Wechsel im Risikoregime gewesen", sagt Lück. "Sei es über den Ölpreis, Behinderungen für den Welthandel oder allgemein über mehr Unsicherheit." (fp)