Im November hatte die Virusvariante Omikron die Börsen so fest im Griff, dass einige Anleger bange ins neue Jahr blicken. Guy Wagner, Chefstratege bei der Kapitalanlagegesellschaft Banque de Luxembourg Investments, gibt sich hingegen zuversichtlich. Wahrscheinlich sei mit einem Anstieg der Infektionszahlen und einer Verschärfung der Corona-Einschränkungen wegen der grassierenden Omikron-Variante zu rechnen. "Dennoch dürfte das globale Wirtschaftswachstum im ersten Quartal dieses Jahres verlangsamt, aber nicht ins Wanken gebracht werden", sagt Wagner. 

Bereits im Dezember 2021 nahmen die Aktienmärkte weltweit wieder Fahrt auf, nachdem Omikron sie noch im November kurzzeitig abstürzen ließ. Der Weltaktienindex MSCI All Country World Index Net Total Return schoss im Dezember um 2,9 Prozent nach oben. Auf Jahressicht legte das weltweite Börsenbarometer um fast 30 Prozent zu. "Aufgeschlüsselt nach Sektoren verzeichneten Energie, Technologie und Finanzwesen die kräftigsten Kurssteigerungen 2021", sagt Wagner. 

EZB hält Zinserhöhungen dieses Jahr für unwahrscheinlich 
Mit der Erkenntnis, dass es sich bei der anziehenden Inflation nicht bloß um ein vorübergehendes Phänomen handelt, haben die Zentralbanken ihre Strategien angepasst. Die US-Notenbank Fed plant, das monatliche Abbautempo bei den Wertpapierankäufen zu verdoppeln und den Leitzins in mehreren Schritten – davon drei Erhöhungen bereits in 2022 – bis zum kommenden Jahr anzuheben. Die Europäische Zentralbank (EZB) kündigte zwar ebenfalls an, ihr Pandemie-Hilfsprogramm PEPP ab Ende März auslaufen zu lassen. "Im Gegensatz zu ihrem US-amerikanischen Pendant hält die EZB eine Zinsanhebung 2022 für sehr unwahrscheinlich", meint Wagner. Die EZB plane, ihr bereits vor der Coronapandemie bestehendes Wertpapierkaufprogramm aufzustocken. Das soll eine allzu abrupte Verschärfung der geldpolitischen Situation verhindern. (fp)