2017 könnte erneut ein Jahr der Aktie werden – zumal die Volatilität an den Märkten noch äußerst gering ist, wie die Anlage-Experten beim Fondsanbieter Banque de Luxembourg Investments (BLI) feststellen. Dennoch: Sich zufrieden zurückzulehnen, wäre fahrlässig.

"Seit der Finanzkrise haben sich die Aktienkurse mehr als verdreifacht. Dabei fiel der Kursanstieg deutlich höher aus als der Anstieg der Unternehmensgewinne, mit der Folge, dass das Bewertungsniveau heute hoch liegt", so die BLI-Einschätzung. Es sei zwar richtig, dass das Bewertungsniveau keine geeignete Größe ist, um kurzfristige Kursschwankungen an den Märkten vorherzusagen. "Ein Anleger, der es gar nicht berücksichtigt, muss jedoch mit Folgen rechnen.", mahnen die BLI-Strategen.

Hinzu komme, dass die Konjunktur aufgrund des historisch einmaligen Verschuldungsniveaus fragil bleibt. "Die hohe Verschuldung verhindert jedoch gleichzeitig, dass die Zinssätze wieder auf ein normales Niveau zurückkehren, was die Bewertungen an den Aktienmärkten sinken ließe."

Knappheitspreise an den Börsen
Aktien sind Anleihen nichtsdestotrotz vorzuziehen, findet man bei BLI: "Anders als Anleihen, die monetäre Werte darstellen, sind Aktien aktive Vermögenswerte. Und verglichen mit den Zinsen an den Geld- und Rentenmärkten ist die Dividendenrendite von Aktien nach wie vor attraktiv." Ein ebenso bemerkenswerter, häufig aber übersehener Unterschied: Qualitätsaktien werden tendenziell immer rarer, das Angebot an Anleihen hingegen nimmt fortwährend zu.

"Aufgrund von Fusionen und Übernahmen sowie der Aktienrückkäufe hat sich die Zahl der börsennotierten Unternehmen in den vergangenen 20 Jahren deutlich verringert. Neuemissionen sind selten, da die Verschuldungskosten für Unternehmen so niedrig sind, dass es für sie andere Finanzierungsalternativen gibt, als neue Aktien auszugeben." Vereinzelt also herrschen an den Börsen bereits Knappheitspreise vor.

Geldpolitik als Kursstütze
Die allgemeinen Crashgefahren schätzen die BLI-Beobachter als eher gering ein. Neben wichtigen geopolitischen Ereignissen seien in der Vergangenheit meist zwei Faktoren für Korrekturen an den Aktienmärkten verantwortlich, heißt es in einer Kurzstudie: stark steigende Zinsen und sinkende Unternehmensgewinne. "Beides ist derzeit nicht vorhanden", stellen die BLI-Strategen fest.

Die US-Notenbank habe zwar mit der Straffung ihrer Geldpolitik begonnen, doch in einem eher zaghaften Tempo. In Europa wolle die Europäische Zentralbank (EZB) offenbar ihre deflationshemmenden Maßnahmen stufenweise zurücknehmen. Es wurde seitens der EZB jedoch bereits betont, dass sie den Druck auf die kurzen Zinsen aufrechterhalten will, um einen nachhaltigen Konjunkturaufschwung zu sichern.

Festzuhalten sei außerdem, dass die Inflation in den beiden genannten Regionen hinter den Zielen der Notenbanken zurückbleibt. "Seit einigen Jahren scheinen die Notenbanken zudem der Ansicht, sie müssten die Kurse von risikoreichen Anlagewerten stützen, um den wirtschaftlichen Aufschwung nicht zu gefährden. Daher wäre es verwunderlich, wenn sie ihre Geldpolitik nun so aggressiv straffen würden, dass in diesem Segment Kursverluste drohen könnten", schlussfolgern die BLI-Fachleute. (ps)