Selbst Anleger, die mit Bitcoin und Co. nichts anfangen können, finden oft warme Worte für die Technologie dahinter. Die Blockchain sei fälschungssicher, gegen Hackerangriffe gefeit, unbestechlich – mithin eigentlich die ideale Basis für den Börsenhandel. Das stimmt so allerdings nicht, sagt Dieter Falke, Geschäftsführer der Quant Capital GmbH: Was der Blockchain fehle, um moderne Anforderungen an Wertpapiertransaktionen zu bewältigen, sei schlicht Geschwindigkeit. "Die Technik ist viel zu langsam für den Börsenhandel", moniert der Vermögens- und IT-Experte.

Der große Vorteil der Blockchain ist zugleich ihr bedeutendster Nachteil. Nie liegen alle Daten auf einem zentralen Rechner, sondern immer auf vielen Knoten in einem Netz, die sich gegenseitig kontrollieren und die Korrektheit der eingespeisten Transaktionen bestätigen. Das ist zwar sehr sicher, kostet aber auch viel Zeit. In ihrer bekanntesten Anwendung, beim Bitcoin, schafft die Blockchain gerade einmal einige Tausend Transaktionen pro Sekunde. Bei anderen Kryptowährungen sind es sogar noch bedeutend weniger. "An der Börse findet die Datenverarbeitung aber mittlerweile im Nanosekundenbereich statt", sagt Falke.

So funktioniert die Mikrobörse
In den vergangenen Jahren sei die Handelsgeschwindigkeit enorm gestiegen, sagt der Quant-Capital-Experte. "Die Weiterentwicklung der Rechenleistung ist gewaltig und bedeutet den Übergang von der Makro- zur Mikrobörse." In der Makrowelt enthält ein typisches Portfolio nur wenige, große Positionen, die langfristig gehalten werden. In der Mikrowelt werden Positionen dagegen ohne Unterlass gehandelt, denn lange Haltedauern machen Portfolios anfällig für Schwankungen, Marktbewertungen und unternehmerische Misserfolge. "Bei einer Haltedauer von wenigen Sekunden bis maximal 30 Minuten spielen diese Risiken keine Rolle mehr", sagt Falke. Mit der Blockchain-Technologie lässt sich in der Mikrowelt indes bisher nicht vernünftig handeln. (fp)