Die aufsehenerregenden Ereignisse rund um die Gamestop-Aktie zu Jahresbeginn haben ein Nachspiel: Die US-Börsenaufsicht will als Reaktion darauf den amerikanischen Aktienmarkt stärker regulieren. Damit bewahrheitet sich, was Marktbeobachter – je nach Sichtweise – gehofft oder befürchtet hatten. Beim Gamestop-Drama hatten Kleinanleger in einer konzertierten Aktion Anteilscheine des strauchelnden US-Spielehändlers gekauft und damit Hedgefonds-Manager, die auf einen weiteren Kursverfall gesetzt und Aktien leerverkauft hatten, in Bedrängnis gebracht. Nun denken die Börsenaufseher darüber nach, die Mitteilungspflichten für Leerverkäufe und Wertpapierleihe zu verschärfen, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters.

Der neue Chef der SEC, Gary Gensler, gilt als harter Hund. Es dürfte also nicht verwundern, dass er nicht nur Profi-Zocker ins Visier genommen hat, sondern sich auch das Treiben von Kleinanlegern genauer anschauen will. Dabei geht es aber offenbar vor allem darum, Privatinvestoren vor sich selbst zu schützen: Eigenen Angaben zufolge will Gensler Informationen sammeln, wie Trading-Apps Anleger zu riskanten Börsenspekulationen verleiten. Insbesondere die App Robinhood ist deswegen immer wieder in den Schlagzeilen. Kritiker werfen den Betreibern "Gamification" vor: Sie erweckten mit Features wie einer digitalen Konfettikanone den – falschen – Eindruck, Börsenhandel sei nichts weiter als ein Spiel. Die Verluste, die dabei entstehen können, sind allerdings nur allzu real.

Kein zweites Archegos-Debakel
Hinter der Ankündigung, den Aktienmarkt stärker zu regulieren, steckt nicht nur die Gamestop-Geschichte. Auch das Drama um das Family Office Archegos Capital Management hat die SEC in Alarmstellung versetzt – und letztlich offenbar zu der Entscheidung bewogen, dass sich etwas ändern muss. Archegos-Manager Bill Hwang hatte sich im März dramatisch verspekuliert. Weil er mit einem enormen Fremdkapitalhebel investiert hatte, brachte die Schieflage seines oft fälschlich als Hedgefonds bezeichneten, weitgehend unregulierten Family Office mehrere Banken in Nöte. Besonders heftig traf es die Credit Suisse. (fp)