An den Börsen regiert wieder der irrationale Überschwang, meinen Aktienskptiker. Ihr Beleg: Das Shiller-KGV, das als Maßstab für die Attraktivität von Aktien gilt, liegt dieser Tage höher als im Jahr 1929, kurz vor dem legendären Börsencrash. Nur Ende der 1990er Jahre erreichte die Kennzahl einen noch höheren Wert – und auch damals platze kurz darauf eine Blase mit laitem Knal. Das Shiller-KGV für den US-Aktienmarkt hat derzeit einen Wert von 33,2, berichtet die Zeitung "Die Welt".Zum Vergleich: Im September 1929 waren es 32,6 Punkte. Der mehrjährige historische Durchschnitt beträgt indes nur 14,6.

Im Gegensatz zum herkömmlichen Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV), das auf den aktuellen respektive den fürs Folgejahr erwarteten Unternehmensgewinnen basiert, wird das Shiller-KGV auf Grundlage der durchschnittlichen Firmengewinne der vergangenen zehn Jahre berechnet, bereinigt um die Inflation. Je niedriger die Kennzahl im Vergleich zu ihrem Mittelwert liegt, desto attraktiver bewertet ist der betreffende Aktienmarkt, so die Faustregel.

Auf den ersten Blick ist das hohe Shiller-KGV ein eindeutiges Alarmsignal. Viele Investmentprofis weisen allerdings darauf hin, dass es sich als kurzfristiger Crash-Indikator nicht eignet. So fielen in der Vergangenheit längst nicht alle dramatischen Kursrücksetzer in eine Phase mit hohem Shiller-KGV. Umgekehrt hätten Anleger, die sich von einem hohen Wert abschrecken ließen, zuletzt einen Gutteil der Aktienmarktrally verpasst.

Urheber warnt vor Missinterpretationen
Sogar der Ideengeber, der US-Wirtschaftsnobelpreisträger Robert Shiller, warnt davor, seine Kennzahl als Prognoseinstrument für kurzfristige Entwicklungen zu nutzen. Über die nächsten zwölf Monate sage das Shiller-KGV wenig aus, betont er immer wieder.

Es gebe vielmehr einen Hinweis auf die zu erwartenden Renditen in den kommenden zehn Jahren. Für diesen Zeitraum sieht es zwar auch nicht allzu gut aus. Das muss aber nicht unbedingt an einem drohenden Crash liegen, sondern kann auch langsamer steigenden Kursen geschuldet sein. (fp/ps)