Die Zeichen der Europäischen Zentralbank in Richtung einer Zinserhöhung lösten bereits ein Beben an den Börsenplätzen der Welt aus. Dies erschütterte auch das Universum der vermögensverwaltenden Fonds (VV-Fonds). Beim Blick auf die Euro-Mischfondskategorien der Ratinggesellschaft Morningstar zeigen sich eklatante Verluste.

So fuhren die "aggressiven" Vertreter seit Jahresbeginn ein Minus von rund neun Prozent ein. Die defensiven Manager lagen mit einem Verlust von mehr als neun Prozent deutlich in der Verlustzone (siehe Grafik unten) und setzten sich damit sogar an die Spitze. Bei der Gruppe "Defensiv – Global" waren es auch noch mehr als sieben Prozent minus. Zum Vergleich: Der deutsche Leitindex Dax gab um neun Prozent nach, die US-Auswahl S&P 500 verlor gut 13 Prozent. Den Mischfondsmanagern gelang es somit nur begrenzt, das ihnen anvertraute Vermögen vor Einbußen zu bewahren.

Vom Sturm mitgerissen
Der mager erscheinende Leistungsausweis der Mischfondslenker geht auf ein Phänomen zurück: Während der Krieg in der Ukraine und die Lockdowns in China die Aktienmärkte belasten, führen die hohe Inflation und die dadurch nunmehr erzwungene Abkehr von der Niedrigzinswelt zu enormen Performanceeinbrüchen am Anleihenmarkt. "Er wurde vom Sturm der Inflation mitgerissen und konnte sich nicht beugen wie das Schilfrohr, sondern ist ­gebrochen wie die Eiche", formuliert es Olivier de Berranger, Investmentchef beim französischen Fondsanbieter La Financière de l’Échiquier (LFDE).


Welche weiteren Wege Mischfondsmanager einschlagen, um durch die Zinswende zu navigieren, lesen Sie in der neuen Ausgabe 2/2022 von FONDS professionell ab Seite 92.


Eine solche Konstellation sei äußerst selten, führt de Berranger aus. "Seit über 30 Jahren hat es in keinem vollen Jahr einen derart starken gleichzeitigen Rückgang weltweiter Aktien und Anleihen gegeben", so der LFDE-Stratege. Oft gleiche eine Anlageklasse die Verluste der anderen aus. "Dieses Jahr schmerzt es jedoch auf beiden Seiten – vor allem bei Anleihen, wenn man ihr übliches Risikoprofil betrachtet."

"Positive Renditen lassen Anleihen attraktiver werden"
Andere Beobachter wiederum verweisen darauf, dass sich Bonds nach dem Kurseinbruch der vergangenen Wochen langsam wieder zu einem Renditebringer im Portfolio entwickeln. "Zehnjährige US-Staatsanleihen mit knapp drei Prozent Rendite werden zunehmend zu einer Alternative", sagt Eckhard Schulte, Fondsmanager der Frankfurter Boutique Mainsky.

Diese Einschätzung teilt Michael Hünseler, Leiter aktives Anleihenmanagement bei der Meag, der Fondsgesellschaft der Versicherungsriesen Münchener Rück und ­Ergo. "Während die kommenden Monate für Schuldverschreibungen noch schwer werden dürften, sollte dies ihrer Rolle im Portfolio zugutekommen und der Nachfrage mittelfristig Rückenwind verleihen", meint Marktkenner Hünseler. "Denn positive Renditen lassen Anleihen attraktiver werden, da Investoren sich diese wieder 'leisten' können." (ert)