Die Kreditkosten "müssen für einen ausreichenden Zeitraum auf einem hohen Niveau bleiben", sagte Bundesbankchef Joachim Nagel am Freitag (17.11.) auf dem "Frankfurt European Banking Congress". "Es ist zwar unmöglich, genau vorherzusagen, wie lange dieser Zeitraum sein wird, aber es ist sehr unwahrscheinlich, dass er in absehbarer Zeit enden wird."

Die Mitglieder des EZB-Rats haben wiederholt betont, dass der Einlagensatz bis weit in das Jahr 2024 hinein bei vier Prozent bleiben werde. An den Geldmärkten jedoch wird bereits auf eine Lockerung der Geldpolitik im April gewettet. Im nächsten Jahr insgesamt sind inzwischen Zinssenkungen um einen ganzen Prozentpunkt eingepreist.

"Noch zu früh, den Sieg über die Inflation zu verkünden"
Nagel hat wiederholt betont, dass eine Debatte über Zinssenkungen verfrüht sei. Am Freitag sagte er, dass noch nicht einmal klar sei, ob die EZB den Zinsgipfel erreicht hat. Die Inflation – von derzeit 2,9 Prozent – könnte schließlich von geopolitischen Schocks beeinflusst werden, so Nagel. "Um den wirtschaftlichen Schaden zu vermeiden, der durch eine zu lange zu hohe Inflation entsteht, müssen wir die Preisstabilität wiederherstellen", sagte er. "Zum jetzigen Zeitpunkt ist es noch zu früh, den Sieg über die Inflation zu verkünden."

Angesichts der bisherigen Straffung der Geldpolitik wächst die Wirtschaft des Euroraums in diesem Jahr nur noch mühsam. Die Europäische Kommission prognostizierte jüngst, dass die Region eine Rezession vermeiden werde. EZB-Rat Mario Centeno indessen zeigte sich im Gespräch mit "Bloomberg" besorgt, ob die Eurozone angesichts der Wachstumsschwäche der vergangenen Quartale eine weiche Landung schaffen werde.

Nagel hingegen äußerte sich "optimistisch, dass wir eine harte Landung der Wirtschaft vermeiden können". Der Bundesbankchef nannte mehrere Faktoren, darunter "ungewöhnlich stabile, aber auch enge Arbeitsmärkte, günstige Verschuldungsniveaus bei Unternehmen und Haushalten und eine starke Investitionstätigkeit". (mb/Bloomberg)