Bundesbankchef Joachim Nagel, der im EZB-Rat zu den Falken gezählt wird, äußerte sich am Montag erstmals öffentlich zu dem geplanten Instrument der Notenbank gegen die sogenannte Fragmentierung der Eurozone. Die Nachrichtenagentur "Bloomberg" hatte bereits berichtet, dass er in einer Dringlichkeitssitzung des Entscheidungsgremiums Vorbehalte zum Ausdruck gebracht hatte. 

"Klar eingegrenztes Instrument"
"Allenfalls in Ausnahmesituationen und unter eng gesteckten Voraussetzungen lassen sich ungewöhnliche geldpolitische Maßnahmen gegen Fragmentierung rechtfertigen", sagte Nagel bei einer Rede beim Frankfurt Euro Finance Summit. Nur ein "klar eingegrenztes Instrument" könne zum Einsatz kommen. Mit Gewissheit festzustellen, ob eine Spread-Ausweitung fundamental gerechtfertigt ist, sei "so gut wie unmöglich", so Nagel. "Hier gerät man schnell in gefährliches Fahrwasser."

Im Vorfeld der ersten Zinserhöhung der EZB seit mehr als einem Jahrzehnt, die für die Sitzung am 21. Juli erwartet wird, fürchten die Märkte eine Neuauflage der europäischen Schuldenkrise. Mitte Juni hatte es ein Eiltreffen des Rates gegeben, bei dem unter dem Eindruck eines massiven Abverkaufs italienischer Staatsanleihen ein neues Instrument beschlossen wurde, das ein Auseinanderdriften der Renditen von Anleihen verschiedener Euro-Länder eindämmen soll. (mb/Bloomberg)