Die Finanzmärkte haben nach anfänglicher Aufregung relativ gelassen auf das Ende der Sondierungsgespräche zu einer "Jamaika"-Koalition in Berlin reagiert. Der Dax sackte zu Handelsbeginn am Montag spürbar ab, notierte am Vormittag aber nur noch 0,2 Prozent im Minus. Der Euro drehte nach anfänglichen Verlusten sogar wieder ins Plus.

"An den Finanzmärkten erwarten wir keine nachhaltigen negativen Auswirkungen der sich abzeichnenden langwierigen Regierungsbildung", schreibt Jörg Angele, Finanzanalyst im Research der Raiffeisen Bank International, in einer ersten Stellungnahme. Er hat kurz und knapp analysiert, welche Szenarien nun möglich sind. Die Ergebnisse finden Sie in der Bilderstrecke oben – einfach weiterklicken!

"Die Abwärtsreaktion wird begrenzt sein"
Die FDP hatte die Gespräche mit CDU, CSU und Grünen am späten Sonntagabend platzen lassen. Im frühen asiatischen Handel verzeichnete der Euro daraufhin zeitweise den größten Rückgang seit drei Wochen. Die Märkte sollten sich nach anfänglicher Enttäuschung schnell fangen, meint Hartmut Issel, Head of Equity und Credit für die Region Asien-Pazifik bei UBS Wealth Management. "Selbst wenn es Wiederwahlen gibt, ist es sehr unwahrscheinlich, dass sie populistisch sind. Deshalb wird die Abwärtsreaktion begrenzt sein", zitiert ihn die Nachrichtenagentur Bloomberg.

Der Abbruch der Sondierungsgespräche dürfte den Euro zumindest kurzfristig unter Druck halten, so Peter Dragicevich, Währungsstratege der japanischen Großbank Nomura in Singapur. "Der längerfristige Ausblick sollte sich nicht ändern, da er von der positiven Dynamik der Eurozone gestützt wird."

"Eine schwere Enttäuschung"
Die Verbände der Kreditwirtschaft bedauerten den Abbruch der Gespräche. "Das Ende der Sondierungen ist eine schwere Enttäuschung", sagte Hans-Walter Peters, Präsident des Bankenverbandes und Chef der Privatbank Berenberg. "Eine Chance wurde leider vorerst vertan. Jetzt geht wertvolle Zeit verloren, um Zukunftsthemen wie Digitalisierung, Bildung und die Weiterentwicklung Europas schnell anzupacken."

Ähnlich äußerte sich der Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR). "Die europäische und internationale Handlungsfähigkeit Deutschlands muss gewährleistet sein", heißt es in einer Stellungnahme. "Alle demokratischen Kräfte sind daher aufgerufen, mit dem vorhandenen Wahlergebnis verantwortlich umzugehen." (bm)