In weiten Teilen der Welt beginnt das Coronavirus gerade erst richtig zu wüten. In China ist die Viruswelle dagegen deutlich abgeflacht. "China kann in dieser ungewissen Phase einen ersten Ausblick auf die Zeit nach der Krise bieten", sagt Julie Dickson, Investmentexpertin der Capital Group. Die Volksrepublik konnte die Covid-19-Fälle mit drakonischen Maßnahmen deutlich eindämmen. Seitdem haben sich dort die Märkte deutlich stabilisiert. "Diese Entwicklung zeigt: Sobald es mehr positive als negative Nachrichten gibt und die Infektionszahlen zurückgehen, erholen sich auch die Märkte", erklärt Dickson.

In Europa und den USA dürfte ein solcher Positiv-Trend noch eine Weile auf sich warten lassen. Weltweit werden sich die schlechten Nachrichten in der nächsten Zeit häufen und die Finanzmärkte werden weiterhin stark schwanken, schätzt die Anlagestrategin. "Zum jetzigen Zeitpunkt ist nicht valide prognostizierbar, wie sich die Infektionszahlen entwickeln werden", sagt sie. Davon hängt aber maßgeblich ab, ob sich die Lage an den Märkten beruhigt.

Ausschüttungen im Blick behalten
Viele Investoren fragen sich angesichts der jüngsten Erholung, ob der Tiefpunkt bereits hinter ihnen liegt oder ob es noch einmal nach unten geht, womöglich stärker als bisher. Für langfristig orientierte Anleger sollten solche Überlegungen keine Rolle spielen, sagt Dickson. "Entscheidend ist, in einer fünf- oder zehnjährigen Dimension zu denken und sich darauf zu konzentrieren, wie sich die Märkte nach ausgestandener Krise entwickeln werden."

Für aktive Investoren bietet die Krise die Chance, einzelne Positionen zu günstigen Preisen auf- oder auszubauen, urteilt die Anlageexpertin. Spannende Möglichkeiten sieht sie etwa im Healthcare-Sektor. Im Energiesektor gibt es dagegen ihrer Einschätzung nach viele Risiken, etwa, dass wegen der Krise Dividenden gestrichen werden. "Ein genauer, kritischer Blick auf die Dividendenstrategie von Unternehmen ist gerade zentral", sagt Dickson. (fp)