2015 war für Schwellenländer ein turbulentes Jahr, und 2016 verlief eher gemischt. Nach einem starken Einbruch im Januar profitierten Schwellenländer von einem günstigeren Wirtschaftsklima und verzeichneten nach dem Rekordtief im Januar eine deutliche Erholung. "Grund hierfür waren gestiegene Rohstoffpreise, ein schwächerer US-Dollar, ein expansiverer Kurs der Fed und ein allgemein verbessertes wirtschaftliches Umfeld in China", fasst Didier Saint-Georges, Mitglied des Investmentkomitees und Managing Director bei Carmignac Gestion, die Gründe im Schnelldurchlauf zusammen.

Der Weg nach oben scheint nun frei zu sein. In Brasilien deuten die Wirtschaftsindikatoren insgesamt auf eine Verbesserung hin. Hinzu komme, dass sich aufgrund eines schwächeren Reals der aktuelle Leistungsbilanzsaldo weniger dramatisch darstellt, meint Saint-Georges dazu. "Das Defizit konnte auf weniger als drei Prozent des BIP gesenkt werden. Dieser willkommene Rückgang ging Hand in Hand mit mehr Direktinvestitionen aus dem Ausland." Das isei ein Zeichen dafür, dass das Vertrauen der Anleger wiederhergestellt wird.

Gleichzeitig konnten in Argentinien Präsident Macri und sein Team einige Fortschritte erzielen. "Außerdem haben sich die Fundamentaldaten des Landes sichtbar verbessert. Insofern stellt sich das Investitionsklima in beiden südamerikanischen Staaten deutlich verbessert dar," lobt Saint-Georges.

Weniger rosig sei die Lage in Mexiko. Die Zahlungsbilanz habe sich aufgrund anhaltend niedriger Rohölpreise und einer geringeren Fördermenge weiter verschlechtert. "Darüber hinaus haben die anstehenden Präsidentschaftswahlen in den USA, insbesondere die jüngsten Aussagen von Donald Trump, zu einem Wertverlust des Peso geführt", stellt Saint-Georges fest. Dadurch erscheine allerdings das Risiko-Rendite-Profil für Mexiko und den mexikanischen Peso attraktiver, da mittlerweile eine übermäßig hohe Wahrscheinlichkeit eines Wahlerfolgs von Trump eingepreist ist.

Ein großes "Aber" bleibt...
Ein latentes Risiko sollten Emerging-Market-Begeisterte aber im Hinterkopf behalten, mahnt der Carmignac-Fachmann: "Allgemein werden die Schwellenländermärkte nach wie vor stark von China geprägt." Noch vor wenigen Monaten herrschte unter den Anlegern große Sorge hinsichtlich Chinas Zahlungsbilanz und der makroökomischen Indikatoren im Land der Mitte.

Bei beiden Aspekten hätten sich die Bedenken aber mittlerweile gelegt, was die aktuelle Rallye erkläre, so Saint-Georges. Die Regierung in Peking habe eine Vielzahl an mitunter drakonischen Maßnahmen eingeleitet, um dem Risiko der Kapitalflucht zu begegnen. Außerdem habe die Zentralbank ein breit angelegtes Anreizprogramm gestartet, das einen schwindelerregenden Anstieg des Kreditvolumens ausgelöst habe.

...und ein klarer Favorit
Von Indien ist man bei Carmignac weiterhin mit am stärksten überzeugt. "Reformen im Inland wurden klar priorisiert und die Zahlungsbilanz sowie die Wirtschaftsindikatoren bleiben robust", schwärmt Saint-Georges. Möglicherweise werde ein neuer geldpolitischer Kurs eingeschlagen, da der Vertrag des indischen Zentralbankchefs Rajan nicht verlängert wurde.

Eine möglicherweise auf die Förderung eines kräftigeren Wachstums ausgerichtete Politik könnte sich positiv auf die Ergebnisse indischer Unternehmen auswirken. Dies gelte insbesondere für Firmen in schwach abgedeckten Sektoren mit Wachstumsmöglichkeiten unabhängig vom allgemeinen Wirtschaftszyklus, vermutet Saint-Georges. (kb/ps)