Seit sich die Notenbanken der Industriestaaten in eine beispiellos lockere Geldpolitik gestürzt haben, steht die Frage im Raum, wie das Experiment enden soll. "Würden Wachstum und Inflation zurückgehen, käme das einem schmerzlichen Scheitern dieser Politik gleich. Das Ergebnis wäre eine verheerende Vertrauenskrise für die Märkte", kommentiert Didier Saint-Georges, Mitglied des Investmentkomitees von Carmignac Gestion. Immerhin: Ein solches Szenario scheint mittlerweile vom Tisch, Wachstum und Inflation haben zuletzt angezogen.

Ursprünglich hatten Ökonomen allerdings damit gerechnet, dass die Inflation durch die ultralockere Geldpolitik deutlich stärker steigt, als es letztlich der Fall war. Sie hatten zudem vorhergesagt, dass die Anleihemärkte unter Druck kommen würden. Zugleich gingen sie davon aus, dass die Aktienmärkte in einem Umfeld aus dauerhaft gedämpften Wachstum kaum noch zulegen. Auch hier kam alles anders als gedacht. "Nun die Konsequenzen eines Ausstiegs aus dieser Gangart vorherzusehen ist heikel, weil es keinen Präzedenzfall gibt", mahnt Saint-Georges.

Wachstum könnte doch noch einbrechen
Anleger sollten die Möglichkeit einer schwächeren Wirtschaftsentwicklung noch nicht zu den Akten legen. Weitere Marktturbulenzen könnten die allgemeine Zuversicht erschüttern. "Wir kämen in ein Umfeld, in dem zyklische und verschuldete Werte erneut zu kämpfen hätten", sagt Saint-Georges. "Wachstumswerte mit soliden Bilanzen und hoher Transparenz, die auf dem amerikanischen Markt überrepräsentiert sind, würden deutlich besser abschneiden."

Eines steht für Saint-Georges jedenfalls fest: "Eine leistungsfähige Anlagestrategie wird sich nunmehr auf andere Ansätze stützen müssen als jene, die in den vergangenen Jahren gute Dienste geleistet haben." Seiner Einschätzung nach wird es von Bedeutung für den Anlageerfolg sein, mit der aufkommenden Instabilität der Märkte umgehen zu können und Portfolios für die Umstellung auf eine allmählich straffer werdende Geldpolitik neu auszurichten. (fp)