Die Interventionen der Zentralbanken haben über eine Dekade hinweg die Finanzmärkte gestützt. Nun nähert sich die Stunde der Wahrheit, prophezeit Didier Saint-Georges, Leiter des Investmentkomitees bei Carmignac: "Wie solide die Märkte tatsächlich sind, wird sich zeigen, wenn sich die wirtschaftlichen und geldpolitischen Faktoren umkehren." Erste Anzeichen für eine Konjunkturabschwächung sind bereits zu erkennen, ebenso wie für eine weniger lockere Zentralbankpolitik. "Der Countdown läuft", so Saint-Georges.

In der Eurozone hat die Wirtschaftstätigkeit in den vergangenen zwei Monaten deutlich an Dynamik verloren. Die jüngsten Turbulenzen in Italien haben Anlegern zudem in Erinnerung gerufen, wie schnell die Staatsschulden einzelner Euro-Länder wieder zum akuten Problem werden können. "Die Glut der Austrittsgedanken ist noch heiß", sagt der Stratege. "Viele bleiben für Stimmen empfänglich, sich von den Zwängen einer rigorosen Sparpolitik befreien zu wollen."

US-Zinsen klettern weiter
In den USA gehen die ehrgeizigen Haushaltsziele von Präsident Donald Trump mit einem erheblich gestiegenen Finanzierungsbedarf des Staates einher. "Dies geschieht zu einer Zeit, in der die US-Notenbank die Richtung ihrer Interventionen umkehrt, indem sie die Bilanzsumme reduziert, statt sie durch den Kauf amerikanischer Staatsanleihen zu erhöhen", erklärt der Carmignac-Stratege. "Zweifelsohne ist dieses Zusammenspiel nicht unwesentlich für den Anstieg der amerikanischen Zinsen verantwortlich." (fp)