Christoph Bruns ist momentan richtig gut gelaunt. "Mit der Baisse an den Kapitalmärkten ist meine Lieblingsphase angebrochen", sagte der Vorstand der Fondsboutique Loys mit Sitz in Frankfurt am Main und Oldenburg bei seinem Vortrag am zweiten Tag des FONDS professionell KONGRESSES in Mannheim. "Phasen einer späten Hausse, in denen es an den Märkten zu allen möglichen Exzessen kommt, hasse ich wirklich", erklärte er.  Doch weil er bei den jüngsten Übertreibungen, etwa bei Tech-Aktien, nicht dabei war, hat der Aktienfonds Loys Global MH, den Bruns managt, unter den darauffolgenden Einbrüchen nicht gelitten. "Und jetzt findet man gute Aktien zu niedrigen Bewertungen, die niemand haben will", sagte er. Genau das mache viel Spaß.

Was die aktuelle geopolitische und wirtschaftliche Gemengelage mit Ukraine-Krieg, hoher Inflation und steigenden Zinsen angeht, ist Bruns zwar eher pessimistisch gestimmt. Doch für das Managen von Aktienfonds sei jetzt die beste Zeit. "Wir investieren schließlich in Eigenkapital, in Unternehmen, und von diesen gibt es derzeit großartige Dinge zu vermelden", erklärte Bruns. Viele Konzerne und Firmen hätten gerade die Corona-Krise sehr gut genutzt und von dem dadurch hervorgerufenen Digitalisierungsschub enorm profitiert. 

Gute Anpassungsfähigkeit
"Generell sind Unternehmen in der Lage, sich an Krisen sehr schnell anzupassen, sei es durch den Einsatz neuer Technologien, durch Personalanpassungen, die Verschlankung von Produktionsprozessen oder durch Standortverlegungen", sagte der Fondsmanager. Krisen machten neue Entwicklungen oft überhaupt erst möglich.

Die aktuelle Baisse-Phase sei ihm und seinen Kollegen bei Loys aber noch aus einem anderen Grund "wie auf den Leib geschrieben". "Zwei Jahrzehnte lang gab es einen großen Jubel um ETFs", erinnerte er. "Doch die Zeiten des billigen Geldes sind vorbei, das Thema Momentum hat sich totgelaufen, jetzt kommt es wieder auf Bewertung, Analyse, auf fundamentale Daten an", sagte Bruns. "Das aktive Fondsmanagement erlebt derzeit eine echte Renaissance", erklärte er. Kluges, konservatives Investieren zahle sich nun aus. 

Flotter Jahresstart
Genau aus diesem Grund sei der Loys Global MH auch "flott ins Jahr 2023 gestartet" und habe nach der Spät-Hausse, von der er nicht profitieren konnte, nun wieder "einen Lauf". Tatsächlich hat Bruns‘ Fonds seit Jahresbeginn ein Plus von rund sechs Prozent erwirtschaftet. Seit Auflage 2006 hat der Aktienfonds seinen Anlegern jährlich einen Ertrag von 6,75 Prozent beschert, wie Bruns darlegte. "Der Deutsche Rentenindex Rex-P hat im selben Zeitraum lediglich 1,96 Prozent pro Jahr erzielt, während die Geldentwertung bei 1,93 Prozent jährlich lag", erklärte der bekennende Aktien-Fan.

Und wie ist sein Loys Global MH aktuell aufgestellt? Auf das Thema ESG jedenfalls gibt Bruns nicht allzu viel. "Der Fonds soll nicht die Welt retten, sondern mit guten Vermögenswerten arbeiten", konstatierte er. Eine Branche, die Bruns auch auf lange Sicht für sehr interessant hält, ist der Energiesektor. Hier hat er gerade erst Titel zugekauft. 

Technologien mit Zukunft
"Zum Thema Energie zähle ich nicht nur fossile Brennstoffe, Atomstrom, Wind- und Solarkraft, ein Hersteller von Dämmstoffen zum Beispiel gehört für mich genauso dazu", sagte Bruns. Auch das Thema Verteidigung sei angesichts der aktuellen Situation nicht zu vergessen. Nicht zuletzt sieht Bruns große Wachstumsmöglichkeiten in Zukunftstechnologien wie Automatisierung, Individualisierung, Robotik und Künstliche Intelligenz. "Da tut sich richtig viel, ob nun in Deutschland oder in anderen Ländern", sagte er. (am)