Nach dem zweiten Quartal 2006 haben die internationalen Finanzmärkte eine äußerst unerfreuliche Periode hinter sich. Die massiven Kursrückgänge auf fast allen wichtigen Aktienmärkten, der Anstieg der Zinsen und der damit verbundene Kursverfall bei Rentenwerten bieten Anlegern aber auch neue Chancen, wie der Marktvorschau für das dritte Quartal 2006 der Constantia Privatbank betont.

Das Hauptaugenmerk werde sich im dritten Quartal zweifellos auf die Zinsentwicklung richten. Es erscheint unwahrscheinlich, dass der Aufwärtstrend bereits zu Ende sei, aber das Ende sei doch absehbar. "Ich rechne damit, dass wir im Verlauf dieses Quartals bereits den Zinshöhepunkt erreichen", kommentiert Christoph von Bonin, Geschäftsführer und Rentenspezialist der CPB Kapitalanlage GmbH, die aktuelle Lage. "Die Anzeichen für ein Abflauen der Konjunktur mehren sich, daher wird das derzeit vielfach überzeichnete Thema Inflationsgefahr an Bedeutung verlieren." Bei den zehnjährigen Euro-Staatsanleihen könnten die Marktrenditen von derzeit etwa 4,10 Prozent noch auf 4,25 Prozent oder etwas mehr ansteigen, aber schon gegen Ende des Quartals sei eher wieder mit Rückgängen zu rechnen.

 

Aktienmärkte günstig bewertet

 

Die Aktienmärkte sind laut Constantia nach den Kursrückgängen im Mai und Juni generell sehr günstig bewertet. Befindet sich das KGV im MSCI World mit 13,8 noch einigermaßen im Normalbereich, so liegen die europäischen Märkte durchwegs tiefer. Der Euro Stoxx 50 weist ein KGV von 11,3 auf, der DAX von 12 oder der französische CAC 40 von 11,6. Auch die angeblich so teuren Ostmärkte sind äußerst attraktiv bewertet. Die "Ostbörse" Wien weist ein KGV von 11,6 auf; Prag (12,9) und Warschau (12,1) sind geringfügig teurer; Budapest (9,0) und Russland (8,6) sind geradezu Mäzien.

 

Die günstigen Bewertungen bieten vor allem langfristig orientierten Anlegern gute Gelegenheiten. Dividendenrenditen von mehr als fünf Prozent sind mittlerweile wieder zu finden. In Wien bieten sich unter diesem Gesichtspunkt etwa Boehler und Voest an, die sowohl mit niedrigen KGVs als auch hohen Dividendenrenditen überzeugen. Auf europaweiter Ebene sind vor allem ENI, France Telecom und die Sparaktien der Telecom Italia zu erwähnen. "Selbst wenn man die Wachstumsaussichten dieser Unternehmen gänzlich außer Acht lässt, sind die Renditeaussichten bei solchen Bewertungen exzellent und das Risiko ist auf längere Sicht begrenzt", ist CPB-Geschäftsführerin und Asset Allocation-Spezialistin Elisabeth Staudner überzeugt.

 

Gute Aussichten für Alternative Investments

 

Positive Aussichten gibt es weiterhin für die Alternativen Investments. Der Preisanstieg bei Rohstoffen wird sich zwar möglicherweise verlangsamen, mit nachhaltigen Rückschlägen ist wegen der anhaltend starken Nachfrage aber nicht zu rechnen. Immobilienwerte kamen zwar im zweiten Quartal aufgrund der Schwäche der Kapitalmärkte ebenfalls etwas unter Druck, haben sich aber letztlich als weitaus stabiler als die allgemeinen Aktienmärkte erwiesen.

 

Aktienbereich höher gewichtet

 

Die komplexe Gesamtsituation der Finanzmärkte schlägt sich auch in der Asset Allocation der Constantia Privatbank nieder. Einerseits wird der Aktienbereich tendenziell höher gewichtet, wobei bei Schwächephasen schrittweise Positionen aufgebaut werden sollen. Andererseits wird innerhalb des Aktienbereichs stark auf Sicherheit gesetzt. Aktien mit niedrigen KGVs und hoher Dividendenrendite stehen im Blickpunkt. Die Konzentration liegt vorerst bei den Hauptmärkten, unter längerfristigen Aspekten sind aber weiterhin Wien und die Ostbörsen sehr interessant.

 

Anleihen

 

Bei Euro-Anleihen sollte derzeit die Duration noch unter jener der Benchmark liegen. Um Renditen von 4,25 Prozent für 10-jährige EUR-Anleihen sollten jedoch schrittweise Positionen aufgebaut werden. Bei den Anleihen der osteuropäischen Konvergenzländer werden aktuell vor allem Russland, Bulgarien und Rumänien favorisiert. Der Euro ist aufgrund seines Aufwertungspotentials attraktiver als der US-Dollar. Alternative Investments bleiben wie bisher relativ hoch gewichtet und sind ein unverzichtbarer Bestandteil konservativer Portfolios.

 

 

Asset-Allocation für das 3. QUARTAL 2006

 

ASSET ALLOCATION

-Risikoreduktion innerhalb des Aktienanteils, Aktiengewichtung bei Absolut Return-Mandaten 50% -> bei Schwäche schrittweise Positionsaufbau auf 70% angeraten

-Langsamer Positionsaufbau im Anleihebereich, Konvergenz-Anleihen längerfristig interessant

-Alternative Investments bleiben unverzichtbarer Teil des Portfolios

 

AKTIEN

-Risikoaversion prägt Aktienmärkte, günstige KGVs sollten unterstützend wirken  

-Konzentration auf Hauptmärkte, selektiv günstige Einzeltitel im Auge behalten, unter länger-fristigen Aspekten bleiben die Börsen in Osteuropa, Asien und Wien attraktiv  

ANLEIHEN

-Weitere Schwächephasen können vorsichtig und schrittweise zum Positionsaufbau vor allem auch bei Anleihen der Konvergenzländern genutzt werden

-Unternehmensanleihen nach wie vor untergewichten

WÄHRUNGEN

-Befestigung von Euro und Yen gegenüber dem US-Dollar erwartet