Das Jahr 2008 beginnt für die internationalen Finanzmärkte mit einer recht unübersichtlichen, schwierigen Ausgangssituation. Die seit Monaten anhaltende Verunsicherung wegen der globalen Kreditkrise ist noch keineswegs ausgestanden, die Schwankungsbreiten an den Börsen sind außergewöhnlich hoch und auch eine klare Strategie der Notenbanken, die zwischen Kampf gegen drohende Konjunkturschwächen und Inflation lavieren, lässt sich noch nicht zweifelsfrei erkennen.

"Von 2008 große Gewinne bei Aktien oder Anleihen zu erwarten, wäre sicherlich verfehlt, aber die Chancen auf eine respektable Entwicklung sind durchaus gegeben", meinen die Analysten der Constantia Privatbank. Im vielschichtigen Gesamtbild des Finanzmarkts 2008 zeichnen sich laut dem Unternehmen einige dominierende Trends ab:

 

1. Hohe Volatilitäten

Die Schwankungen auf den Aktienmärkten werden deutlich über den langjährigen Erfahrungswerten liegen. Das gilt für den kurzfristigen Bereich ebenso wie für mittlere Betrachtungszeiträume.

 

2. Starker Euro

Der Euro wird seinen hohen Kurs gegenüber dem Dollar halten können und eventuell sogar bis an die Marke von 1,55 EUR/USD herankommen. Dann ist allerdings mit erheblichem Widerstand der EZB gegen eine weitere Aufwertung zu rechnen, daher ist das Potenzial begrenzt.

 

3. Rohstoffpreise steigen weiter

Die Rohstoffpreise haben sich von der Konjunktur in den entwickelten Industriestaaten abgekoppelt und hängen mittlerweile mehr von China und anderen asiatischen Boomstaaten ab - und dort ist kein Nachlassen der Nachfrage abzusehen. Der Ölpreis wird sich im Lauf des Jahres erneut der 100-Euro-Marke nähern, Industriemetalle bleiben stark nachgefragt und agrarische Rohstoffe sind die programmierten Hauptgewinner.

 

4. Normalisierung am Geldmarkt und Zinssenkungen

Die gegen Jahresende 2007 von den Notenbanken initiierte, sehr beachtliche Liquiditätszufuhr zur Linderung der Probleme am Geldmarkt gibt die Richtung für 2008 vor. Trotz aktiven und gleichzeitig zurückhaltenden Agierens der Notenbanken wird mit deutlichen Zinssenkungen der US-Notenbank gerechnet, denen in weiterer Folge auch die Bank of England und letztlich sogar die EZB folgen werden.

 

5. Längerlaufende Anleihen bleiben riskant

Die aktuell im Vergleich zum Geldmarkt wenig attraktiven Anleiherenditen für längere Laufzeiten bergen einiges Risiko. Selbst wenn die Geldmarktzinsen nach einer Entspannung der aktuellen Situation fallen und die Notenbanken die Zinsen senken, erscheint zunächst ein Anstieg der zehnjährigen EUR-Kapitalmarktzinsen in Richtung 4,5 Prozent wahrscheinlich. Zumindest derzeit empfehlen sich daher Kurzläufer. Erst zur Jahresmitte sollten zunehmende Konjunktureintrübung und abnehmende Inflationserwartungen zu einem Renditerückgang führen.

 

6. Emerging-Markets-Anleihen

Das schwierige Umfeld für festverzinsliche Wertpapiere zwingt zur Suche nach attraktiven Nischenveranlagungen. Die Risikoaufschläge von Emerging-Markets-Anleihen in EUR und USD erscheinen fundamental zum Teil sehr günstig. Kurzfristig sind aber auch hier kurze Laufzeiten zu bevorzugen. Attraktiv erscheinen besonders Hartwährungsanleihen russischer Staatsunternehmen und Staatsbanken sowie staatsnaher kroatischer Emittenten.

 

7. Chancenreiche Teilmärkte: Europa & Emerging Markets

Unter den großen, etablierten Aktienmärkten ist Europa wegen der stabileren Wachstumserwartungen gegenüber den USA und Japan zu favorisieren. Emerging Markets (Osteuropa, Asien) bieten ebenfalls gute Chancen, vor allem weil sich deren Abhängigkeit von der Konjunktur der Industriestaaten verringert hat.

 

8. Fokus auf Dividendenrenditen

Nach den Kursrückgängen seit Sommer 2007 weisen zahlreiche Aktien außergewöhnlich hohe Dividendenrenditen auf, diese sind wegen der hohen Volatilität und der anhaltend hohen Unsicherheiten auf den Finanzmärkten besonders attraktiv.

 

9. Comeback der Immobilienaktien

Der massive Rückgang der Kurse der Immobilienaktien speziell in Europa ist fundamental nicht gerechtfertigt. Die Immobilienmärkte befinden sich in robuster Verfassung, die NAVs der Unternehmen werden voraussichtlich weiter steigen und der deutliche Kursabschlag gegenüber den inneren Werten sollte sich im Jahresverlauf zumindest verringern.

 

10. Multimanager/Multistyle-Hedgefonds

Die hohe Volatilität an den Kapitalmärkten bietet Hedgefonds gute Chance, erfolgreiche Anlagestrategien mit überdurchschnittlichen Erträgen umzusetzen. Zur Vermeidung zu hoher Einzelrisiken sind Multimanager/Multistyle-Fonds (Dachfonds für Hedgefonds mit unterschiedlichen Anlagestrategien und verschiedenen Managern) das Gebot der Stunde.