Zu Beginn des 4. Quartals 2005 finden die Anleger keine einfache Situation vor. Die Aktienmärkte, eigentlich relativ günstig bewertet, sind durch die spürbar nachlassende Gewinndynamik belastet. Die im S&P 500 vertretenen Unternehmen werden 2006 nur ein Gewinnplus von 10,7 Prozent erreichen, die Unternehmen des Euro Stoxx 50 voraussichtlich gar nur 8,2 Prozent. Hauptverantwortlich dafür sind die hohen Rohstoff- und Energiepreise. Dies schreibt die Constantia Privatbank in ihrer aktuellen Marktanalyse für das vierte Quartal 2005. Da der private Konsum derzeit sowohl in den USA als auch in Europa eher schwach ist, können die gestiegenen Kosten oft nicht oder nur teilweise an die Konsumenten weitergegeben werden. Damit bieten laut Constantia die großen Aktienmärkte bis auf weiteres keine besonders attraktiven Aussichten, Investments auf breiter Front erscheinen nicht sinnvoll. Gefragt sind vielmehr fokussierte Strategien, denn in einzelnen Segmenten und Märkten sind die Chancen auf gute Renditen durchaus intakt.

 

Dividendentitel und Rohstoffwerte zählen zu den Anlagefavoriten

 

Ein wichtiges Thema für das vierte Quartal sind Titel mit hoher Dividendenrendite. Immerhin glänzen zahlreiche Unternehmen mittlerweile mit Ausschüttungen, mit denen man sogar schon über den Anleiherenditen liegt. Auch Rohstoffwerte sollten in keinem Portfolio fehlen. Dabei sind nicht nur Energiewerte, die wegen des hohen Ölpreises derzeit im Mittelpunkt der öffentlichen Aufmerksamkeit stehen, von Interesse, sondern auch Metalle und agrarische Rohstoffe. Eine Sondersituation findet man auch in Japan vor, wo nach den Wahlen die politische Unsicherheit weggefallen ist, und nun endlich die gute makroökonomische Situation und die Verbesserung der Ertragslage der Unternehmen die verdiente Beachtung finden, so die Privatbank.

 

Problematische Lage auf den Rentenmärkten

 

Weit problematischer stellt sich laut Constantia die Lage auf den Rentenmärkten dar. Die Euro-Zinsen sind auf einem absoluten Tiefpunkt angelangt. Knapp über 3 Prozent für 10jährige Staatsanleihen sind selbst dann unattraktiv, wenn man das immer größer werdende Kursrisiko durch mittelfristig steigende Renditeniveaus außer Acht lässt. Auch Unternehmensanleihen bieten wegen des geringen Renditeaufschlags keine interessante Alternative. Wenn man aber in Rentenwerte investiert, sollte man Pfandbriefe nicht außer Acht lassen. Diese bieten derzeit bei gleicher Bonität durchwegs etwas höhere Renditen als Staatsanleihen.

Die Dollar-Zinsen sind zwar mittlerweile deutlich höher, doch hat die FED mit Sicherheit noch die eine oder andere Zinserhöhung in petto. Mit Investments sollte man zuwarten, bis die Dollar-Renditen für 10jährige Laufzeiten von derzeit etwa 4,3 Prozent auf 4,5 Prozent gestiegen sind.

 

Alternative Investments weiterhin mit guten Aussichten

 

Bei der Suche nach Alternativen ist der Blick nach Osten weiterhin besonders wichtig. Zwar sind insbesondere in den etablierten Aktienmärkten wie Budapest oder Prag die Bewertungen teilweise schon recht hoch, doch lassen sich hier noch immer zahlreiche fair bewertete Titel finden. Ähnliches gilt für die Wiener Börse, deren Wohl und Wehe in immer stärkerem Maß von der wirtschaftlichen Entwicklung in Zentral-, Ost- und Südosteuropa abhängt.

Auch im Rentenbereich sind Papiere aus Zentral-, Ost- und Südosteuropa weiter ein unverzichtbarer Portfoliobestandteil. Allerdings sind die Renditevorteile der Konvergenzanleihen nicht mehr so groß, dass man jederzeit ohne große Bedenken investieren kann. Am vorteilhaftesten erscheinen derzeit russische Anleihen, die als Äquivalent zu russischen Staatsanleihen in Betracht kommen: z.B. Gazprom-Anleihen oder russische Staatsbanken. Renditedifferenzen von über 1,25 Prozent sollten zu Einstiegen genutzt werden.

Großes Augenmerk sollte immer noch den Alternative Investments geschenkt werden. Immobilienwerte sollten als renditestarke Alternative zu Rentenveranlagungen in das Portfolio aufgenommen werden, kapitalgarantierte Produkte sind angesichts der großen Unsicherheiten auf den Finanzmärkten ebenfalls sehr attraktiv. (dnu)

 

 

ASSET-ALLOCATION FÜR DAS 4. QUARTAL 2005

 

ASSET ALLOCATION

Verhaltene Aussichten für die traditionellen Aktienmärkte, neutrale Positionierung für
Absolut Return-Mandate mit 50% der maximalen Aktiengewichtung

Euro- und Konvergenz-Anleihen bevorzugt, Rückschlagspotential beachten

Alternative Investments attraktiv und als stabilisierendes Element unverzichtbar

 

AKTIEN

-Aktienmärkte günstig bewertet, aber nachlassende Gewinndynamik

Favorisierte Themen: Japan, Asien, Osteuropa, Österreich, Dividendenwerte und Rohstoffe

 

ANLEIHEN

Euro-Anleihen sowie Anleihen zentral- und (süd)osteuropäischer Emittenten bevorzugt

Unternehmensanleihen aufgrund geringer Risiko-Aufschläge untergewichten

 

WÄHRUNGEN

Kurzfristig weiter EUR-Schwäche erwartet: Kursziel 1,18 EUR/USD, 131 EUR/JPY