Der Preis für einen Bitcoin (BTC) ist im März auf ein Rekordniveau von weit über 73.000 US-Dollar gestiegen, was annähernd einer Verdreifachung innerhalb eines Jahres entspricht. Am Montagmorgen (15.4.) notiert der Kurs bei rund 67.000 Dollar. Nicht nur deshalb blicken besonders viele Beobachter auf die nach Marktkapitalisierung wichtigste Kryptowährung der Welt. Aufmerksamkeit erregt auch das bevorstehende Halving: Jeweils nach der Schürfung von 210.000 neuen Bitcoin wird die Belohnung, die ein Miner für eine neue Einheit erhält, halbiert. Am 20. April dürfte es diesmal so weit sein. Plattformen wie Bitpanda bieten einen Countdown an, der die Sekunden herunterzählt.

Während die Krypto-Miner weniger für ihre Dienste erhalten, dürften die Anleger zumindest zu Beginn mehr bekommen. "In der Vergangenheit war jedes Halving mit einem Wertzuwachs von Bitcoin verbunden. Zugleich ist das Ausmaß dieses Wachstums jedoch mit jedem Halving schwächer geworden", schreibt Adrian Fritz, Head of Research von 21Shares, in einer Notiz an die Redaktion. So sei der Kurszuwachs von rund 5.500 Prozent nach dem ersten Halving auf rund 1.250 Prozent nach dem zweiten und auf 700 Prozent nach dem dritten, aktuell letzten Halving gesunken.

Diesmal könnte alles anders sein
Allerdings könnte dieser Trend beim bevorstehenden Halving gebrochen werden, meint der 21Shares-Analyst mit Blick auf die jüngste Zulassung von Bitcoin-Spot-ETFs in den USA. Wegen der hohen Nachfrage nach diesen ETFs ist ein nachhaltigerer Preisanstieg nach dem Halving nicht undenkbar. In den Spot-ETFs seien rund 400.000 BTC gespeichert, was rund 4,5 Prozent des globalen Bestands ausmache.

Auch das Verhalten vieler "Bitcoin-Wale", also von Großbesitzern, spreche für weitere Kurssteigerungen, so Fritz. Anders als bei vorangegangenen Allzeithochs haben sie diesmal nämlich ihre Bestände nicht großflächig veräußert, um Gewinne mitzunehmen. Da dürfte also viel Hoffnung auf einen langfristig hohen Kurs im Markt sein. Dazu komme die Unsicherheit der Zinspolitik von Zentralbanken, die Kryptowährungen als Diversifizierungsmöglichkeit in einem besseren Licht erscheinen lassen.

Abschwung möglich
Dem gegenüber stehen Strategen anderer Häuser, die sich weniger optimistisch zeigen. So hatten Analysten von JP Morgan Chase & Co. im Februar gewarnt, dass nach der Halving-Euphorie beim Bitcoin-Preis wieder Ernüchterung einkehren könnte. Die JP-Morgan-Chase-Experten hielten in ihrer Schätzung für dieses Jahr ein Absinken auf 42.000 Dollar für möglich.

Eine direkte Auswirkung hat das Halving natürlich auf die Miner. Laut JP Morgan Chase kostet die Produktion eines Bitcoin momentan 26.500 US-Dollar, was sich nach der Halbierung auf 53.000 US-Dollar verdoppeln würde. Kleinere Schürfer, denen die zunehmend erforderliche Rechenkapazität fehlt, könnten dadurch aus dem Markt gedrängt werden.

Gebühren werden für Miner immer wichtiger
Dies muss für die verbliebenen Miner nicht unbedingt negativ sein. Die Bitcoin-Blockchain ist grob gesagt so programmiert, dass der Schwierigkeitsgrad des Schürfens sinkt, wenn weniger Miner beteiligt sind. Weniger Rechenleistung bedeutet weniger Stromverbrauch, wodurch das Bitcoin-Mining kosteneffektiver wird, wie 21Shares-Analyst Fritz meint. Außerdem existiere ja nicht nur die Vergütung für das Mining (Block Rewards), so der Experte, der auf die Transaction Fees verweist. Diese werden von Transaktionsteilnehmern für die Bestätigung von Transaktionen bezahlt. "Da die Blockbelohnungen mit der Zeit kleiner werden, werden die Gebühren allmählich zur wichtigsten Einnahmequelle der Miner werden", so Fritz.

Neue Bitcoin entstehen durch Mining (Schürfen). Im Wesentlichen bedeutet Mining, dass durch das Lösen von Rechenaufgaben neue Blocks zur Blockchain hinzugefügt werden. Für die dafür zur Verfügung gestellte Rechenleistung erhalten die beteiligten Computer Belohnungen in Form einer festgelegten Anzahl an Bitcoin (den sogenannten Block Reward). 2009 erhielt man für das Schürfen eines Blocks noch 50 Bitcoin (BTC), aktuell sind es 6,25 BTC, mit dem bevorstehenden Halving wird die Belohnung 3,125 BTC betragen, wie 21Shares-Analyst Fritz erklärt.

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Das seit der Bitcoin-Erfindung existierende Schema sieht vor, dass bei 21 Millionen produzierten BTC Schluss ist (genauer: 20.999.999,9769 BTC). Durch die regelmäßigen Halvings wird die Geschwindigkeit, mit der neue Bitcoin in Umlauf gebracht werden, kontinuierlich verlangsamt. Im Jahr 2140 wird die Maximalmenge erreicht sein, wie es bei 21Shares heißt. Zum Halving kommt es ungefähr alle vier Jahre. Der Bitcoin-Mechanismus wurde in einem "Whitepaper" aus dem Jahr 2008 dargelegt, dessen Schöpfer mit Satoshi Nakamoto zeichnete, wobei die wahre Identität des Verfassers bisher nicht bekannt ist. (eml)