Dividendenstrategien befinden sich auf dem Vormarsch. Davon ist Aude Scheuer überzeugt, Fondsmanagerin bei der Schweizer Großbank Credit Suisse. Bereits jetzt entwickeln sich dividendenstarke Aktien besser als der breite Markt, sagt Scheuer. Grund für die Trendwende weg von Growth-Titeln hin zu defensiveren Werten ist unter anderem die Lockerung der Corona-Maßnahmen, argumentiert Scheuer. Unternehmen mit an sich stabilen Geschäftsmodellen könnten so wieder leichter wirtschaften.



Zudem normalisiert sich die Geldpolitik, weil Zentralbanken weltweit die Leitzinsen anheben. Damit werden Investitionen für starkes Wachstum teurer. Das wiederum trifft insbesondere Growth-Aktien, während Dividendenaktien, die meist schon "über die Phase der Reinvestition all ihrer Gewinne hinaus sind", das höhere Zinsniveau nicht so sehr zusetzt. 

Konstant auch im Abschwung
Langfristig spricht vieles dafür, dass sich Dividendenaktien besser als der breite Markt entwickeln, argumentiert Scheuer. Zahlt ein Unternehmen hohe Dividenden, ist das "ein Vertrauensvotum der Geschäftsleitung in ihr Unternehmen und daher ein wichtiger Indikator für die Solidität und zukünftige Rentabilität eines Unternehmens". Die Unternehmen sind also etabliert und können oft auch in Abschwungphasen das Dividendenniveau halten. Wenn also das Wirtschaftswachstum lahmt und die Gewinne der Unternehmen zurückgehen, "dürften nachhaltige und hohe Dividenden für einen erheblichen Teil der Gesamtrendite verantwortlich sein", sagt die Fondsmanagerin. Im MSCI World machten Dividendenrenditen zwischen 2001 und Ende April 2022 rund 40 Prozent der Gesamtrendite aus. In Europa waren es sogar 78 Prozent. 

Innerhalb der Unternehmen mit hohen Dividendenzahlungen muss aber eine Unterscheidung getroffen werden. "Bei der Aussortierung nach Qualitätseigenschaften kann es sich lohnen, einen sehr genauen Blick auf die Unternehmen zu werfen", sagt Scheuer. Das kann ihrer Meinung nach beispielsweise über die Einbindung von ESG-Kriterien erfolgen, die "einen positiven Beitrag zur langfristigen Performance leisten". (fp)