Die weltweite Cyber-Attacke vom Wochenende bringt die Kunstwährung Bitcoin in Verruf: Hacker hatten zehntausende Computer mit einem Programm namens "WannaCry" lahmgelegt. Ihre Forderung: Die blockierten Systeme würden nur gegen ein Lösegeld von 300 US-Dollar wieder freigeschaltet – zu bezahlen in der Digitalwährung Bitcoin. Die Märkte reagierten prompt mit einem Kursverlust: Unmittelbar nach dem Hackerangriff verlor Bitcoin zum US-Dollar mehr als zehn Prozent an Wert und stürzte von 1.800 auf 1.600 US-Dollar ab. Zum Wochenbeginn stabilisierte sich der Wert um 1.750 US-Dollar.

Dabei lief es gerade richtig gut für das digitale Zahlungsmittel. Vom Nischenphänomen entwickelt es sich zunehmend zur ernstzunehmenden Zahlungsalternative. Japan hatte Bitcoins sogar Ende März zum offiziellen Zahlungsmittel erklärt.

Nach der Hackerattacke hat sich das Blatt allerdings gewendet. Ist Bitcoin etwa eine Ganovenwährung? Die Experten sind sich uneins. Die einen sehen in Bitcoin in der Tat eine Devise, die überwiegend von Kriminellen genutzt wird, die alle Spuren verwischen wollen – und die daher stärker reguliert werden muss. Die anderen machen Sicherheitslücken in den IT-Systemen und nicht Bitcoin selbst für die zunehmenden Cyber-Attacken verantwortlich.

Dezentrales Geld
"Bitcoin funktioniert wie Bargeld. Es lassen sich anonym Transaktionen tätigen, auch illegale", erklärt Viktor Becher, Gründer von Getsurance und Bitcoin-Experte, gegenüber der Tageszeitung Die Welt. "Bitcoin lässt sich nicht einfach regulieren, man kann ihn verbieten."

Bei Bitcoins handelt es sich um dezentrales Geld. Das heißt, es wird nicht von einer Zentralbank oder Geschäftsbanken herausgegeben, und auch Überweisungen können nicht kontrolliert oder nachverfolgt werden. Transaktionen sind also möglich, ohne dass eine Bank dazwischengeschaltet werden muss – eigentlich eine Revolution im Zahlungsverkehr.

Grundlage ist die Blockchain-Technologie, die Bitcoin-Zahlungen und Überweisungen in einem globalen Register festschreibt. Auch wenn das globale Register sehr transparent ist, lässt sich kaum tracken, wer hinter einer Transaktion steht. Erst, wenn der Nutzer seine Bitcoin in Dollar oder Euro tauscht, entsteht eine Datenspur.

Allen Kritikern zum Trotz sieht Bitcoin-Experte Becher eine glänzende Zukunft: "In den kommenden fünf Jahren könnte der Bitcoin einen Kurs von über 5.000 Dollar erreichen. Die Währung ist so konstruiert, dass es maximal 21 Millionen Bitcoin geben wird. Sie ist damit ein knappes Gut", sagt Becher gegenüber der Welt. (fp)