Kellyanne Conway, Vollzeitbeschäftigte im Beraterstab des eher beratungsresistent wirkenden US-Präsidenten, ist ein Platz in den Geschichtsbüchern sicher. Vor einem Jahr hatte sie bezüglich der Falschmeldung, zu Donald Trumps Amtseinführung seien mehr Menschen denn je auf Washingtons Straßen unterwegs gewesen, von "alternativen Fakten" gesprochen – und so das "Unwort 2017" geprägt.

Schiefe respektive missverständliche Begriffe kennt nicht nur die Politik, auch die Finanzwelt ist voll davon. Weshalb die Düsseldorfer Börse regelmäßig in die verbalen Niederungen des Investment-Universums vordringt und einen ihrer Meinung nach besonders irreführenden Begriff zum "Börsen-Unwort des Jahres" kürt (einen Überblick aller bisherigen Unworte finden Sie hier). Die diesjährige, bereits 17. Wahl fiel auf "Bitcoin-Boom". Und wie immer haben die Verantwortlichen beim rheinischen Marktbetreiber gute Gründe für ihre Entscheidung.

Das Wirtschaftslexikon versteht als Boom die "ausgeprägte Zunahme der wirtschaftlichen Aktivität". Genau diese Eigenschaft sei bei Bitcoins und anderen Scheinwährungen nicht gegeben, findet Thomas Dierkes: "Beim Bitcoin-Boom darf die wirtschaftliche Aktivität in Frage gestellt werden", erklärt der Geschäftsführer der Börse Düsseldorf. Während der rapide Anstieg von Aktienkursen häufig die Folge sprudelnder Unternehmensgewinne sei, stecke hinter dem phänomenalen Kursanstieg des Bitcoins von knapp 1.300 Prozent im Jahr 2017 kaum Substanz.

Lob für Blockchain-Technologie
Das digitale Zahlungsmittel sei zum reinen Spekulationsobjekt geworden, was seine Funktion als Währung stark in Frage stellt, meint Dierkes. Technisch betrachtet stecke in der beim Bitcoin zum Einsatz kommenden Blockchain-Technologie zwar ein großes realwirtschaftliches Potenzial, vor allem für die Finanzindustrie. Dennoch, so der Börsenchef, gelte es, vor allem unbedarfte Privatanleger vor den irrationalen Auswüchsen und realen Risiken des vermeintlichen "Bitcoin-Booms" zu warnen – und zugleich von den Vorzügen einer vorausschauenden breit streuenden Vermögensstrategie zu überzeugen. (ps)