Der Dax ist ins Gerede gekommen. Nicht so sehr, weil die Börsen-Fieberkurve ihr Niveau aus Vor-Corona-Zeiten fast zurückerobert hat, sondern wegen des Wirecard-Skandals. "Wie kann es sein, dass ein Pleiteunternehmen im 'Eliteindex' verbleiben darf?", fragten Kommentatoren zuletzt.

Obwohl die Deutsche Börse den insolventen Zahlungsdienstleister mittels Sonderregel zu Wochenbeginn (24. August) aus dem Barometer entfernt hat, verstummt die Debatte nicht. Denn auch am Nachrücker, dem bislang gewinnlosen Essenszusteller Delivery Hero, entzündet sich Kritik – auch, weil das Jungunternehmen hierzulande kein Geschäft unterhält. Was hat so eine Firma dann im deutschen Preistigebarometer verloren?

Schiefe Argumente
Vorgeblich treibt die Fragesteller die Sorge um, mit dem Leitindex als "Börsen-Oberliga" könne es endgültig vorbei sein und die hiesige Aktienkultur Schaden nehmen. Dass der Dax transparenten, berechenbaren und der Neutralität verpflichteten Aufnahme- respektive Ausschlusskriterien folgt und der ihn betreuende "Arbeitskreis Aktienindizes" weder beabsichtigt noch behauptet, ihm ein "Aushängeschild der deutschen Wirtschaft" umzuhängen, wird von den Nörglern – bewusst oder ohne besseres Wissen – unterschlagen. Wer fordert, ein sachkundiges Gremium möge die Indexanwärter von Hand verlesen, sollte vielleicht zunächst einen Blick in die USA werfen.

Eines aber ist leider nicht zu leugnen: Dass die Deutschen mit "ihrem" Dax fremdeln. Bis auf eine kurze Hochphase, die mit dem Parkettdebüt der Telekom begann und mit dem Niedergang des Neuen Marktes endete, sind die Bundesbürger börsenabstinent geblieben. "Deutsch" ist am Index bloß der Name: Den Löwenanteil ihrer Geschäfte machen seine Mitglieder auf internationalem Terrain; auch seine Anteilseigner sitzen jenseits der heimischen Landesgrenze – und geben dem Dax damit die Richtung vor. Rund 70 Prozent des Aktienkapitals der Indexunternehmen befinden sich in ausländischen Händen.

Ihnen als Finanzprofi aber ist der Dax nicht fremd – oder etwa doch? Machen Sie den Test – die Redaktion von FONDS professionell wünscht wie immer viel Erfolg! (ps)