Der deutsche Leitindex Dax hat seit heute (24. August) ein neues Mitglied. Der Essens-Zulieferer Delivery Hero ersetzt die insolvente Wirecard. Daran entzündet sich die naheliegende Frage: Lohnt sich aus statistischer Sicht der Kauf eines Aufsteigers noch – oder hat die Aktie in aller Regel schon ihr Pulver verschossen? Und sollten sich Anleger im Umkehrschluss vernünftigerweise von den jeweiligen Absteigern trennen? Marcel Müller von HQ Trust hat nachgerechnet.

Im Rahmen seiner Analyse hat der Leiter des Portfoliomanagements bei dem Multi-Family-Office die Performance aller Auf- und Absteiger der Dax-Geschichte im relativen Vergleich ermittelt. Betrachtet wurden dabei nur Indexveränderungen, die aufgrund regulärer Austauschkriterien wie der Marktkapitalisierung stattgefunden haben. Müller berechnete, wie sich die Nachrücker-Aktien in den zwölf Monaten vor und in dem Jahr nach dem Wechsel entwickelt haben. Um den Effekt vor und nach der Indexveränderung messen zu können, stellte er den Tag der Veränderung mit einer relativen Performance von Null dar.

Relative Entwicklung der in den DAX aufgenommenen Titel im Zeitraum um den Aufnahmetag

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Das Ergebnis fällt ziemlich eindeutig aus: Im Mittel haben die Aufsteiger zum Zeitpunkt der Aufnahme in den Dax das Beste bereits hinter sich. Im Jahr vor dem Wechsel machen die Aufsteiger-Aktien laut Müller im Schnitt fast 25 Prozent zur Wertentwicklung des Dax gut. Auffällig sei, dass der Hochpunkt in der relativen Performance dieser Titel rund einen Monat vor dem Aufstieg liegt. Offensichtlich ist hier bereits auf einen Wechsel spekuliert worden. Nach der Aufnahme in den Index beginnt eine recht deutliche Underperformance der Aufsteiger: Auf Jahressicht liegen die Titel im Schnitt rund 14 Prozent hinter dem Index. Nur in acht von 25 untersuchten Fällen konnten die Neulinge im Index im ersten Jahr ein besseres Ergebnis als der Dax erzielen.

Die Absteiger indes bleiben im Schnitt vor und nach dem Stichtag hinter dem Dax zurück: Im Jahr vor dem Austausch liegen sie im Mittel 16 Prozent hinter dem leitenden Börsenbarometer, im Jahr danach um weitere zwölf Prozent. "Allerdings fällt auf, dass die Entwicklung der Unternehmen sowohl vor als auch nach dem Aufstieg sehr unterschiedlich ausfallen kann, wie die Extrembeispiele Continental und MLP zeigen: Der Hannoveraner Autozulieferer schnitt ein Jahr nach seiner Dax-Aufnahme knapp 55 Prozent besser ab als der Index – ein Kunststück, dass ansonsten nur noch dem Immobilienkonzern Vonovia, dem Dialyse-Spezialisten FMC und dem Spezialchemiker Altana gelang. Der Wieslocher Finanzdienstleister hingegen unterbot die Dax-Entwicklung im ersten Jahr seiner Mitgliedschaft um satte 65 Prozent. (aa/ps)