Kaum eine Branche ist für Investoren langfristig so attraktiv wie der Tech-Sektor – daran kann auch dessen aktuelle Imagekrise nichts ändern, sagt Quirien Lemey, Portfoliomanager bei Degroof Petercam. Denn in der Technologiebranche gibt es besonders viele Innovationen und strukturelle Wachstumstreiber. Trotzdem sollten Anleger sehr genau hinschauen und nicht undifferenziert in den gesamten Sektor investieren. "Aktives Stock-Picking und profundes Research bleiben Schlüsselfaktoren für den Anlageerfolg im Tech-Segment", mahnt Lemey. 

Der Anlageprofi sieht noch keine Blasenbildung bei Tech-Aktien. "Bedenkt man, dass der Technologiesektor einer der am stärksten diversifizierten Sektoren ist, steigt zwangsläufig auch die Nachfrage der Investoren und damit automatisch die Börsenbewertung vieler Titel", erklärt er. Technologie zählt zu den Sektoren mit den höchsten Cash-Flows überhaupt. Lemey plädiert deshalb dafür, nicht zu verallgemeinern und von insgesamt zu hohen Bewertungen zu sprechen. "Sicherlich gibt es bereits hoch bewertete Sub-Sektoren. Doch es gibt auch günstige Bewertungen und jede Menge Aktien zwischen den pauschalen Einstufungen teuer und günstig", sagt er.

Tech-Riesen müssen Demut lernen
Facebook hatte im Zuge des Skandals um die britische Datenanalysefirma Cambridge Analytica für Negativ-Schlagzeilen gesorgt. Aktionäre zeigten sich überdies zuletzt enttäuscht von den Wachstumsaussichten des Social-Media-Giganten. Google bekam kürzlich eine Rekordstrafe der Europäischen Union wegen wettbewerbswidriger Methoden. Die Deutsche Netzagentur fordert sogar, Anbieter von Messaging- und E-Mail-Diensten derselben Regulierung zu unterwerfen wie Telekommunikationsanbieter. All das hat die Aktienkurse vieler Tech-Firmen einbrechen lassen. "Das Silicon Valley ist gut beraten, den Druck von außen ernst zu nehmen und ein demütigeres Verhalten an den Tag zu legen", sagt Lemey. Er ist sich indes sicher: "Am Ende werden Technologieunternehmen gestärkt aus der Imagekrise hervorgehen." (fp)