Wenn "Wall Street Journal"-Autor James Mackintosh in die Tasten klopft, wird der Leser mit Analyse-Ansätzen konfrontiert, die mitunter überraschend ausfallen. So auch diesmal, wenn er sich die Kryptowährung Bitcoin vornimmt. Seine Annahme: Der Wert von Bitcoin lieg bei "wahrscheinlich null".

Zum Thema Bitcoin gibt es bekanntermaßen schon die eine oder andere qualifizierte oder unqualifizierte pessimistische Analyse, Mackintoshs Ansatz ragt aber aus der Masse heraus, da er volkswirtschaftliche Herangehensweisen mit der Realität des Darknet verknüpft – also dem Bereich des Internets, in dem Waffen, Drogen und Menschen gehandelt werden.

Selbst für Drogenhändler zu teuer?
Nicht wenige Marktbeobachter leiten die, wenn auch illegale, Existenzberechtigung von Bitcoin aus der Funktion der Geldwäsche ab. Und genau hier setzt Mackintosh an: Ausgehend von der Gleichung, dass Geldmenge multipliziert mit der Zirkulationshäufigkeit dem Geldwert mal der Anzahl an Transaktionen entspricht, könne man aus dem Verhalten von Drogenhändlern auf den Wert von Bitcoin schließen. Er bezieht sich dabei auf eine Arbeit von Dan Davies, Analyst beim Londoner Finanzhaus Frontline, und der Annahme, dass der globale Drogenmarkt 120 Milliarden Dollar pro Jahr wert ist. Unter der Voraussetzung, dass alle Drogenhändler der Welt ihre Deals in Bitcoin abwickeln, und Bitcoin so häufig zirkulieren wie Dollar oder Euro – was sie nicht tun – ergäbe das einen Wert von 571 US-Dollar je Bitcoin.

Das wäre gegenüber dem letzten Kurs von rund 3760 Dollar ein Abschlag von fast 3200 Dollar oder knapp 85 Prozent. Nachdem Bitcoin aber bei weitem nicht so oft gehandelt werden wie der Greenback, natürlich nicht alle Drogendealer Bitcoin traden, und bemerkenswerte technische Schwierigkeiten in puncto Schnelligkeit und Volumen der abgewickelten Transaktionen bestehen, muss der wahre Wert der Kryptowährung in ganz anderen Dimensionen angesetzt werden.

"Vollkommen ungeeignet, herkömmliches Geld zu ersetzen"
Stellt sich die Frage: In welchen genau? Aus den Schwankungen hergeleitet müsste die Währung entweder viel, viel höher notieren als derzeit – oder bei Null. Bitcoin, so der Schluss des Autors, kann nur ein enormer Erfolg werden oder ein Totalverlust. Angesichts der "erbärmlichen" Codierung und Technik, sowie der "unverhältnismäßig hohen Energiekosten" die die Transaktionen hervorrufen, sind Bitcoin jedenfalls "vollkommen ungeeignet, herkömmliches Geld oder Gold als Versicherungswährung zu ersetzen", so Mackintosh. Zwar räumt der WSJ-Autor ein, dass Kryptowährungen an sich ein Zukunft haben können, für Bitcoin stehe die Chance, das zu erreichen, jedoch bei "wahrscheinlich null". (hw)


In den oben angeführten Grafiken finden Sie weitere aktuelle Daten zu Bitcoin – unter anderem relativ Ernüchterndes zur wichtigsten Grundlage von Fiat-Geld, dem Vertrauen. Einfach durchklicken!