Deutschland hat gewählt: Die Reaktionen der Investmentprofis
Mit diesem Wahlergebnis hatten wohl die wenigsten Beobachter gerechnet, weder in Berlin noch in den Finanzzentren der Welt. FONDS professionell ONLINE hat sich umgehört, wie führende Portfoliomanager, Anlagestrategen und Analysten den Ausgang der Bundestagswahl einschätzen.
Stefan Kreuzkamp, Chefanlagestratege, Deutsche Asset Management:
"Aus deutscher Sicht wirkt die Wahl zunächst wie eine tektonische Verschiebung. Erstmals in der Nachkriegsgeschichte ist eine nationalpopulistische Partei im Bundestag vertreten, was den besorgten Ton vieler Kommentatoren erklären dürfte. Aus europäischer Perspektive könnte man das Ergebnis jedoch beinah als beruhigend werten. Der kombinierte Stimmenanteil der radikalen Parteien, Linke und AfD, beträgt nur etwas mehr als 20 Prozent. Dies ist deutlich weniger, als allein die rechtspopulistischen Parteien in Nachbarländern wie etwa Österreich, Schweiz oder Frankreich erzielen. Nach jetzigem Stand scheint eine Kanzlerschaft Merkels in einer Koalition der Unionsparteien mit der FDP und den Grünen als das wahrscheinlichste Szenario. Die Koalitionsverhandlungen dürften sich hinziehen, und ihr Erfolg ist nicht garantiert. Insgesamt halten wir radikale Kurswechsel weiter für unwahrscheinlich. Dieser Wahlausgang könnte es allerdings erschweren, den Weg hin zu einer Fiskalintegration im Euroraum so schnell zu gehen, wie es manch ein Markteilnehmer wohl erhofft haben dürfte. Dies könnte dem US-Dollar neuen Aufwind gegenüber dem Euro geben. Spekulationen über wachsende Unsicherheit könnten auch die Bundesanleihen etwas unterstützen. Für Aktien sollte dieses Wahlergebnis weitestgehend neutral sein."
"Aus deutscher Sicht wirkt die Wahl zunächst wie eine tektonische Verschiebung. Erstmals in der Nachkriegsgeschichte ist eine nationalpopulistische Partei im Bundestag vertreten, was den besorgten Ton vieler Kommentatoren erklären dürfte. Aus europäischer Perspektive könnte man das Ergebnis jedoch beinah als beruhigend werten. Der kombinierte Stimmenanteil der radikalen Parteien, Linke und AfD, beträgt nur etwas mehr als 20 Prozent. Dies ist deutlich weniger, als allein die rechtspopulistischen Parteien in Nachbarländern wie etwa Österreich, Schweiz oder Frankreich erzielen. Nach jetzigem Stand scheint eine Kanzlerschaft Merkels in einer Koalition der Unionsparteien mit der FDP und den Grünen als das wahrscheinlichste Szenario. Die Koalitionsverhandlungen dürften sich hinziehen, und ihr Erfolg ist nicht garantiert. Insgesamt halten wir radikale Kurswechsel weiter für unwahrscheinlich. Dieser Wahlausgang könnte es allerdings erschweren, den Weg hin zu einer Fiskalintegration im Euroraum so schnell zu gehen, wie es manch ein Markteilnehmer wohl erhofft haben dürfte. Dies könnte dem US-Dollar neuen Aufwind gegenüber dem Euro geben. Spekulationen über wachsende Unsicherheit könnten auch die Bundesanleihen etwas unterstützen. Für Aktien sollte dieses Wahlergebnis weitestgehend neutral sein."
Die Volksparteien CDU und SPD erleiden herbe Verluste, die ultrarechte AfD ist deutlich stärker als erwartet. Das Ergebnis der Bundestagswahl hätte durchaus das Potenzial, an der Börse für einige Unruhe zu sorgen. Die erste Reaktion fiel allerdings gemäßigt aus: Der Dax drehte nach anfänglichen Verlusten am Montagmorgen sogar ins Plus.
FONDS professionell ONLINE hat Stimmen von Portfoliomanagern, Anlagestrategen, Volkswirten und Analysten gesammelt. In der Bilderstrecke oben lesen Sie, wie die Investmentprofis das Ergebnis einordnen – einfach weiterklicken! (bm/fp)
