Immer wieder kommt die Frage auf, wie unabhängig Analysten über Wertpapiere ihres eigenen Hauses eigentlich urteilen können. Einige Institute umgehen das heikle Problem, indem sie grundsätzlich keine Anlageeinschätzungen über eigene Wertpapiere erstellen.

Andreas Bruckner hat diese Frage jetzt für die Deutsche Bank relativ eindeutig beantwortet: Der Analyst aus der Research-Abteilung des Geldhauses hat den europäischen Bankensektor in einer Kundenmitteilung auf "untergewichten" herabgestuft und damit indirekt auch zum Verkauf der Deutsche-Bank-Aktie geraten, berichtet die "Frankfurter Allgemeine Zeitung".

Bruckners Begründung: Der europäische Bankensektor sei besonders empfindlich für Konjunkturabschwünge. Und einen solchen Abschwung erwarten die Research-Experten spätestens Ende dieses Jahres – obwohl die Einkaufsmanagerindizes derzeit ein positives Bild bieten. Europäische Bankaktien seien nach den jüngsten Kursanstiegen nicht mehr attraktiv bewertet, die Risiken im Sektor deshalb schlicht zu hoch, so Bruckner.

Finanztitel stürzen ab
Investoren sorgen sich zunehmend über die Krise in Italien und darüber, was sie für Europas Banken bedeuten könnte. Sie reagierten deshalb prompt auf Bruckners Rat und schickten den Kurs der Deutsche-Bank-Aktie auf Talfahrt. Zwischenzeitlich sackte der Kurs um zwei Prozent auf 16 Euro ab und lag damit so tief wie seit sechs Wochen nicht mehr. Noch stärker litten die französische BNP Paribas und die Bank of Ireland. Auch die Commerzbank-Aktie verzeichnete zuletzt Verluste. (fp)