Die Aufsichtsratsspitze der Deutsche Bank will interne Meinungsverschiedenheiten offensichtlich mithilfe einer öffentlichen Schlammschlacht lösen, berichtet das "Manager Magazin". Alfred Herling, Vize von Aufsichtsratschef Paul Achleitner, attackierte demnach Mitkontrolleur Georg Thoma in außergewöhnlich persönlicher, scharfer und öffentlicher Form. 

Thoma leitet den Integritätsausschuss des Aufsichtsrats, der die Geschäfte der Bank sauber und integer halten soll. Die für die Bank derzeit potenziell gefährlichsten Untersuchungen betreffen unter anderem Geldwäsche-Vorwürfe gegenüber Deutsche-Bank-Mitarbeitern in Moskau. Auch die US-Behörden haben sich eingeschaltet. Thoma gilt als einer der versiertesten Wirtschaftsanwälte Deutschlands.

Herling zweifelt an Thomas' Eignung
Herling sprach Thoma für die Rolle des Chef-Aufklärers nun de facto die Eignung ab: Er überziehe, wenn er immer breitere Untersuchungen fordere und immer noch mehr Anwälte aufmarschieren lasse, sagte Herling demnach zur "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" (FAS). Thomas' Arbeit sei gekennzeichnet von "Übereifer" und "juristischer Selbstverwirklichung", so Herling. Achleitner scheint die Sichtweise seines Vizes zu stützen: Weder hielt er Herling im Vorwege von der verbalen Kriegserklärung ab, noch kam er der Bitte um einen Kommentar in der FAS nach, mit dem er die Sichtweise Herlings hätte abmildern können.

Die Attacken Herlings stehen zumindest indirekt im Gegensatz zu der These des Co-Vorstandschefs John Cryan. Der hatte erst im März in einem Interview betont, der Fall in Moskau werfe "Fragen danach auf, wie wirksam unsere Systeme und Kontrollen sind." (fp)