Mehrere Mitglieder des Aufsichtsgremiums der EZB sollen bei den letzten Zusammenkünften die Logik einer Fusion zwischen den beiden größten deutschen Geschäftsbanken in Frage gestellt haben. Die Offiziellen befürchten, dass die Glaubwürdigkeit der EZB einen schweren Schlag erleiden würde, wenn sie einem Deal zustimmen und die fusionierte Bank später in Schwierigkeiten gerät, sagten die Informanten.

Der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bank, Christian Sewing, und Commerzbank-Chef Martin Zielke haben im vergangenen Monat mit einer formellen Diskussion über eine Übernahme begonnen, nachdem ihre separaten Turnaround-Pläne die Anleger nicht überzeugen konnten. Zwar stehen die Banken mit den Aufsichtsbehörden in Kontakt, haben bislang jedoch noch keinen formellen Plan eingereicht, den die EZB prüfen könnte, berichteten die informierten Personen. Der Widerstand gegen einen Deal hat sowohl innerhalb der Bank als auch im gesamten politischen Spektrum zugenommen.

Ob und welchem Umfang die möglichen Bankpartner für den Deal neues Kapital einsammeln müssen, hängt den Informationen zufolge von der Struktur der Vereinbarung ab. Ein anderer Offizieller sagte jedoch, dass selbst wenn sie das Kapital erhöhen, dies nicht ausreichen würde, um die Regulierungsbehörden umzustimmen, wenn sie das Geschäftsmodell nicht für überzeugend halten.

EU-Bankenaufsicht wäre erstmals wirklich gefordert
Ein Deal wäre der bisher größte Test für den Aufsichtsarm der EZB, seit er vor weniger als fünf Jahren mit der Überwachung von Kreditgebern begonnen hat. Die Forderungen nach einer Konsolidierung der Banken in der Region haben in den letzten Jahren zugenommen, da die Institute angesichts der Negativzinsen nicht mit den Konkurrenten der Wall Street mithalten können. Zudem macht der fragmentierte Markt grenzüberschreitende Geschäfte schwierig.

Als Aufsichtsbehörde muss die EZB eine neutrale Haltung einnehmen und jedes von den Banken vorgeschlagene Projekt rein technisch bewerten. Sein Aufsichtsrat setzt sich aus Vertretern nationaler Regulierungsbehörden sowie EZB-Offiziellen zusammen. Ihre Ansichten sind wichtig, da Bankfusionen im Allgemeinen der Zustimmung der EZB bedürfen. Die zarte Skepsis der Aufsicht spiegelt zum Teil die Meinungsverschiedenheit wider, ob Banken nicht länger "too big to fail" sind, so die Personen, die mit der Angelegenheit vertraut sind. Deutsche Offizielle haben versichert, dass die nach der Finanzkrise von 2008 eingeführte Aufsicht das Problem ausreichend angehe. Ihre Kollegen in anderen Ländern befürchten, dass die Sicherheitsvorkehrungen in der Praxis noch nicht vollständig funktionieren.

Nummer vier in Europa könnte entstehen
Eine "Deutsche Commerz" wäre mit einer addierten Bilanzsumme von rund 1,8 Billionen Euro der viertgrößte Kreditgeber in Europa. Nur HSBC Holdings in Großbritannien, die französische BNP Paribas und die Credit Agricole Group wären größer. (Bloomberg/kb)