Mit enormer Verzögerung scheint die hartnäckige Minizinsphase das Anlageverhalten des Durchschnitsdeutschen nun doch zu beeinflussen. Immer mehr Bundesbürger legen ihr Geld in Aktien an. Das ist das Ergebnis einer Studie des Deutschen Aktieninstituts (DAI), die auf Daten beruht, die durch Umfragen von Kantar TNS unter 28.000 Anlegern zustandegekommen sind.

Demnach stieg die Zahl der Aktienbesitzer im vergangenen Jahr um rund 250.000 auf mehr als zehn Millionen – den höchsten Wert seit 2007. Damit sind mittlerweile rund 16 Prozent der Gesamtbevölkerung über 14 Jahre im Besitz eines oder mehrerer Aktienprodukte. Dabei werden Dividendenpapiere überwiegend von Gutverdienern im Alter von 40 bis 60 Jahren gehalten, zunehmend aber auch von Rentnern.

Einen regelrechten Schub erfuhren erneut Investmentfonds. Besonders beliebt sind laut der DAI-Studie Aktienportfolios. Rund 617.000 Deutsche haben sich 2018 für ein solches Produkt entschieden, insgesamt halten rund zwölf Prozent der Bevölkerung einen oder mehrere Aktienfonds. Rund sechs Millionen Bundesbürger setzen gar ausschließlich auf diese Anlageform. Damit hat sich der Aufwärtstrend der Vorjahre fortgesetzt.

Fondsinvestments auf dem Vormarsch

Quelle: DAI

Auch Mischfonds legten in der Gunst der renditesuchenden Bundesbürger zu: Knapp 3,4 Millionen Personen vertrauten ihr Geld dieser Anlage an. Vor einem Direktinvestment in Unternehmen dagegen schreckten zuletzt viele Investoren zurück: Hier sank die Zahl 2018 um 373.000 im Vergleich zum Vorjahr.

Eine ermutigende Notiz am Rande: Zwar ist die Zahl der Fondsbesitzer mit insgesamt 7,79 Millionen Personen immer noch weit entfernt von den einstigen Höchstständen zuzeiten der allgemeinen Börseneuphorie rund um das Jahr 2001. Dennoch zählten die DAI-Experten 2018 "nur" rund 20 Prozent weniger Fondsfans. Die Zahl der Direktanleger in Aktien ist gegenüber dem einstigen Rekord indes um knapp 27 Prozent – also deutlich stärker – gesunken.

Aufwärtstrend dürfte anhalten
"Ob diese Anleger lediglich von der Direktanlage auf Fonds umgestiegen sind oder dies der Anfang vom Ende des positiven Trends der vergangenen Jahre ist, muss abgewartet werden", sagt DAI-Chefin Christine Bortenlänger. Sie gibt sich allerdings zuversichtlich, dass der Aufwärtstrend der vergangenen Jahre weiter anhalten wird. 

Potential ist weiterhin vorhanden: Die große Mehrheit der Deutschen steht mit Aktien nach wie vor auf Kriegsfuß. Noch immer liegt das meiste Geld auf Girokonten und nahezu zinslosen Sparbüchern. Generell bestünden bei vielen Nicht-Aktienbesitzern "erhebliche Vorbehalte, Missverständnisse und auch ein gewisses Maß an Gleichgültigkeit“ in Bezug auf die Aktienanlage, konstatiert Bortenlänger. Sie seien nicht bereit, sich überhaupt mit der Aktie als Alternative zu Girokonto und Sparbuch zu beschäftigen. "Um die Deutschen zu einem Volk von Aktionären zu machen, ist und bleibt der größte Hebel, die Aktie im System der Altersvorsorge stärker zu berücksichtigen", fordert die DAI-Geschäftsführerin. (fp/ps)