Seit einigen Wochen diskutieren deutsche Politiker über die Idee einer neugestalteten "Deutschland-Rente". Das Konzept sieht – grob gesagt – vor, dass vom Arbeitgeber bereitgestellte Beiträge über die Deutsche Rentenversicherung in einen Staatsfonds fließt, der sehr breit und gegebenenfalls mit einem hohen Aktienanteil investieren soll. Arbeitnehmer würden so ohne großen Aufwand ein zusätzliches Vorsorgepolster aufbauen, so die Argumente der Befürworter. Mittelfristig könnte die Deutschland-  die renditeschwache und beim Volk wenig populäre Riester-Rente ergänzen, vielleicht sogar ablösen.

Indes gibt es auch einige Gegenstimmen, und ihre Argumente sind nicht minder einleuchtend. So würde auf diesem Wege allen Bürgern, unabhängig von ihrem persönlichen Risikoprofil, eine einheitliche Investmentstrategie aufgedrückt. Ebenso bestünde die Gefahr, dass sich die öffentliche Hand im Falle klammer Staatsfinanzen eines Tages aus dem Rententopf bedienen könnte. Drittens würde die Anlagepolitik des Fonds vermutlich zu konservativ ausfallen – zumal unklar ist, in welche Titel der Fonds investieren darf (mehr dazu hier).

Schweden dürfen selbst aussuchen
Ein Blick ins Ausland lohnt: In Schweden beispielsweise gibt es schon seit längerem ein ähnliches Rentenkonzept. Die gesetzliche Rente setzt sich dort aus zwei Teilen zusammen: Der größere Teil ist die traditionelle, umlagefinanzierte Rente, in die jeder Arbeitnehmer 16 Prozent seines Bruttogehalts einzahlt. Der kleinere Teil, in den 2,5 Prozent des Brutto-Einkommens fließen, ist die sogenannte "Prämienrente", eine kapitalgedeckte Altersvorsorge.

Die Schweden dürfen selbst entscheiden, wie sie ihre Prämienrente anlegen. Zur Wahl stehen ihnen 850 Fonds, aus denen sie nach eigenem Gusto aussuchen können, welcher bespart werden soll. Die Gebühren, die man für die einzelnen Fonds zahlt, liegen laut Angaben des schwedischen Rentenversicherungsamts im Schnitt bei extrem günstigen 0,25 Prozent pro Jahr, berichtet die Süddeutsche Zeitung. Wer sich für keines der von diversen Investmentfirmen gemanagten Portfolios erwärmen kann – was auf immerhin die Hälfte der schwedischen Vorsorgesparer zutrifft – investiert seine Prämie automatisch in den vom Staat verwalteten Multimilliardenfonds "AP7".

Internationale Streuung 
Der legt das Geld des Versicherten bis zu dessen 55. Geburtstag in einen Aktienfonds mit höherem Risiko an, um mehr Rendite zu erzielen. Dieser Aktien-Teilfonds investiert in Papiere von etwa 2.500 Unternehmen, überwiegend aus dem Ausland. So vermeidet das schwedische Modell einen gravierenden Konstruktionsfehler des im Juni 2007 vom damaligen SPD-Parteivorsitzenden Kurt Beck vorgeschlagenen "Deutschlandfonds", der vorwiegend auf Belegschaftsaktien deutscher Firmen setzen wollte: eine Depot-Schieflage durch übergroße inländische Gewichtungen. 

Ab einem Alter von 55 Jahren wird das Kapital schrittweise in einen Rentenfonds mit geringerem Risiko umgeschichtet, erläutert die Süddeutsche. Die Performance des 2010 lancierten staatlichen Pensionsprodukts betrug auch im schwankungsreichen Anlagejahr 2015 immerhin 6,6 Prozent.

Qual der Wahl
Doch am eigentlich nachahmenswerten schwedischen System gibt es immer wieder Kritik. Grund dafür sei unter anderem das unübersichtliche Sortiment von mehr als 800 Fonds für den kapitalgedeckten Rentenanteil. Derzeit untersucht die schwedische Regierung, wie sie das System verbessern kann. Die schwedische Diskussion dürfte auch unter deutschen Politikern für neuen Diskussionsstoff rund um die "Deutschland-Rente" führen. (fp/ps)