Seit Jahren steigt das gesetzliche Rentenalter. Während Erwerbstätige vor knapp dreißig Jahren noch mit sechzig in den offiziellen Ruhestand gehen durften, steht heute schon die Rente mit 69 zur Diskussion. Viele Deutsche haben allerdings ganz andere Pläne, wie eine Umfrage des Deutschen Instituts für Vermögensbildung und Alterssicherung (DIVA) unter knapp 1.500 Personen zwischen 18 und 65 Jahren zeigt. Demnach kann sich mehr als die Hälfte aller derzeit Erwerbstätigen vorstellen, in Frührente zu gehen. Fast ein Viertel der Befragten plant den vorzeitigen Renteneintritt sogar fest in den Lebensentwurf mit ein.  

"Dass sich viele Menschen mit einem vorzeitigen Ruhestand beschäftigen, überrascht nicht", kommentiert Michael Heuser, wissenschaftlicher Direktor des DIVA. Man stelle eine gewisse Ermüdung und Frust mit dem Berufsleben fest, so der Forscher. Daher komme der Wunsch, stärker selbstbestimmt sein Leben in die Hand nehmen zu können. 

Ob dieser allerdings Wirklichkeit wird, steht auf einem anderen Blatt, meint der Wissenschaftler. In der Realität zeichne sich eher ein anderes Bild ab: Viele Erwerbstätige müssen damit rechnen, sogar noch später in Rente zu gehen als geplant. "Perspektivisch müssen im gesetzlichen Rentensystem immer weniger Beitragszahler für immer mehr Rentner aufkommen", sagt Heuser. "Deshalb müssen jüngere Erwerbstätige sogar damit rechnen, dass ihr Renteneintrittsalter von aktuell 67 Jahren noch weiter nach oben gesetzt wird."  

Private Altersvorsorge wird wichtiger 
Wer frühzeitig in den Ruhestand will, muss das auch finanzieren können. Deutsche greifen deswegen immer häufiger auf Alternativen zur Rentenkasse zurück: Rund ein Viertel sichert sich zusätzlich mit staatlich geförderten Riester- oder Rürup-Renten ab, ein weiteres Viertel setzt in der Altersvorsorge auf Vermögensanlagen wie vermietete Immobilien oder Aktienfonds. Weitere 28,6 Prozent der potenziellen Frührentner besitzen eine selbstgenutzte Immobilie und wollen unter anderem mit gesparten Mietausgaben den Lebensabend finanzieren. 

Egal mit welcher Strategie die Deutschen sich den früheren Ruhestand finanzieren wollen – "es wird nicht ohne private Altersvorsorge gehen", sagt Helge Lach, Vorstand des Bundesverbands Deutscher Vermögensberater (BDV). Er fordert zudem mehr Engagement seitens der Politik. "Wir brauchen endlich wieder Initiativen zur Stärkung der privaten Vorsorge", meint Lach. "Zum Beispiel durch eine schnelle, beherzte Reform der Riester-Rente oder durch steuerliche Vorteile beim langfristigen Aktiensparen." (fp)