Robert Hartmann, Geschäftsführer des Edelmetallhändlers Pro Aurum, rechnet mittel- und langfristig mit steigenden Goldkursen. Das ist nicht überraschend, schließlich verdient das Unternehmen mit dem Verkauf von Barren und Münzen sein Geld. Doch Hartmann nennt durchaus nachvollziehbare Argumente für seine Erwartung, dass die Goldhausse noch lange nicht beendet sei.

"Risikofreie Zinsen sind ein Relikt der Vergangenheit geworden", schreibt er in einer aktuellen Markteinschätzung. "Das Unwort Anlagenotstand macht weiterhin die Runde. Die Kurschancen an den Aktienmärkten gründen einzig und alleine auf der Geldmengenausweitung der Notenbanken. Es bleibt abzuwarten, wie lange dieser Tanz auf dem Vulkan noch gut geht." In den vergangenen Jahren seien die Anleihepreise förmlich explodiert und die Zinsen sind entsprechend nach unten gegangen. Seit diesem Sommer scheine diese Bewegung zwar ein Ende zu nehmen – binnen weniger Wochen haben sich die Anleihezinsen der zehnjährigen US-Papiere auf knapp drei Prozent nahezu verdoppelt –, historisch betrachtet sei dies aber immer noch ein sehr moderater Wert.

"Währung der Jahrtausende"
"Wichtig ist vor allem zu erkennen, dass sich viele ausländische Investoren von amerikanischen Zinspapieren getrennt haben", so Hartmann. "Beginnt die amerikanische Notenbank Fed, die monatlichen Anleihekäufe zu drosseln, so stellt sich die Frage, wer dann die Schuldpapiere zukünftig erwerben wird. Angesichts der Unsicherheit über die Stärke der amerikanischen Konjunkturerholung dürften US-Treasuries erst bei deutlich höherem Zins wieder Investoren anlocken. Bis dahin muss die Frage gestellt werden, in welche Märkte diese Anleihebillionen abfließen werden – und ob sie dort eine massive Inflationierung zur Folge haben."

Dann werde Gold seinen Trumpf als sicherer Hafen unter den Anlageklassen ausspielen. "Die Nachfrage nach Edelmetallen wird meiner festen Überzeugung nach ungeachtet der jüngsten Preiskorrekturen steigen", schreibt Hartmann. Denn die Menschen würden auf die "Währung der Jahrtausende" vertrauen, die aufgrund von Seltenheit, industrieller Nutzung und Produktionsaufwand durch alle Zeiten hindurch ihren "stabilen inneren Wert" behalten habe. "Der etwas sperrige Begriff finanzielle Repression ist keine Wortschöpfung von Weltverschwörern, sondern längst Realität: Mit zinstragenden Anlageklassen verlieren die Sparer aufgrund der negativen Realzinsen Jahr für Jahr Vermögen", betont Hartmann.

"Physische Edelmetalle sind keine Spekulationsobjekte"
Die Verwerfungen an den Edelmetallmärkten seit Mitte April hätten ein besonderes Phänomen deutlich gemacht: Während institutionelle Anleger im Jahr 2013 massenhaft Gold verkauft hätten, wären Privatanleger ihrem sicheren Hafen treugeblieben. "Massive Abflüsse aus börsengehandelten Fonds auf der einen Seite, extrem hohe Privatkundennachfrage im Münchner Goldhaus und den übrigen Niederlassungen von Pro Aurum auf der anderen Seite", so Hartmann. Laut Zahlen des World Gold Council standen im zweiten Quartal Abflüsse von 402 Tonnen aus börsennotierten Produkten der um 78 Prozent gestiegenen Nachfrage nach Münzen und Barren – überwiegend von Privatkunden – gegenüber. "Letztere investieren weiterhin in Gold, um sich gegen Geldentwertung durch die ultralaxe Notenbankpolitik abzusichern", schreibt der Pro-Aurum-Chef.

Hartmanns Fazit: "Private Edelmetallbesitzer haben verstanden, dass physische Edelmetalle keine Spekulationsobjekte sind. Wer Gold oder Silber kauft, will sein Vermögen vor Kaufkraftverlust sichern und nachhaltig vermehren." (bm)