An den Anleihenmärkten kam es zu einem regelrechten Blutbad. So drastisch die Formulierung erscheinen mag, so beschreibt sie doch die Lage an den Rentenmärkten durchaus treffend. Dies zeigt ein Chart, den die Fondsgesellschaft DWS erstellt hat. Demnach notiert die Performance europäischer Staatsanleihen auf Sicht von einem Jahr bei 17,2 Prozent im Minus. So dramatische Verluste türmten Anleihen seit 35 Jahren nicht mehr auf, so die DWS-Analysten. Allenfalls in den 1950er Jahren ließen sich auch nur annäherungsweise ähnlich empfindliche Einbußen finden.

Zwölf-Monats-Gesamtrendite europäischer Staatsanleihen

Solche extremen Einbußen bei der Performance, die sich aus der Kursentwicklung und dem Zinsertrag ergeben, entspringen der seltenen Konstellation, die an den Rentenmärkten vorherrschte. "Zum einen gab es seit den 1980ern keinen so steilen Renditeanstieg wie dieses Jahr", erläutern die DWS-Experten. "Zum anderen schwankten die Zinszahlungen in Europa seit Mitte 2019 um die null Prozent. Es gab also im Vergleich zu vorigen Jahrzehnten so gut wie keinen Zinspuffer." Obendrein sei hier von den nominalen Renditen die Rede. "Real sieht die Lage natürlich noch trauriger aus", betonten die Analysten.

Ordentlicher Zinspuffer
Doch was das Leid der Anleihenbesitzer darstellt, könnte sich als Freude möglicher Anleihenkäufer entpuppen. Denn: "Wer jetzt den europäischen Staatsanleihekorb kauft, erhält drei Prozent Zinsen – das ist schon mal ordentlicher Puffer", so die DWS-Experten. Sie rechnen damit, dass Staatsanleihen ihr Kurstief erreicht haben, also keine weiteren größeren Verluste mehr drohen.

Wer einen deutlich höheren Zinspuffer bevorzuge, der könne sich bei europäischen Hochzinsanleihen umschauen. Der breite Index schütte derzeit 8,5 Prozent aus, dafür seien die Risiken aber deutlich höher. "Und wer nun meint: Aber das sind ja alles wieder nur nominale Renditen, real bin ich ja wieder im Minus, der kann sich überlegen, wie groß das Minus ist, wenn er Kasse hält", argumentieren die Analysten. (ert)