Die Investmentstrategen der DWS gehen für das Jahr 2024 von guten Chancen bei Anleihen sowie moderaten Gewinnchancen bei Aktien aus. "Anleihen stellen wieder eine Konkurrenz für Aktien dar", sagte Marcus Poppe, Co-Leiter für europäische Aktien bei der Fondstochter der Deutschen Bank. "Im vergangenen Jahrzehnt waren Aktien hingegen praktisch konkurrenzlos." Das kommende Jahr dürfte gute Renditen für Aktienanleger erbringen, zeigte sich Poppe bei der Präsentation des Jahresausblicks optimistisch. Rund um den Globus rechnen die DWS-Strategen mit Renditen von sechs Prozent.

Poppe und sein Team erachten dabei europäische Aktien als besonders aussichtsreich. Auch Small- und Mid-Caps würden Chancen bieten. US-Werte erachten die Profis dagegen tendenziell als teuer. Die Kursgewinne der sieben stärksten US-Konzerne, der "Glorreichen Sieben", hätten die Bewertungen in die Höhe getrieben. Deren Entwicklung könne sich angesichts der vielen Unsicherheiten, vor denen die Marktteilnehmer stehen, auch 2024 fortsetzen.

Gute Zeit für Japan
"Sollte die Wirtschaft aber besser laufen als erwartet, werden Investoren Chancen abseits der 'Glorreichen Sieben' suchen, da die Bewertungen niedriger sind", meint Poppe. Daneben seien japanische Aktien attraktiv. Das Land eröffne für Anleger zudem eine gute, alternative Zugangsmöglichkeit zu einem wiederkehrenden Wachstum in China, ohne jedoch die Risiken und Beschränkungen der chinesischen Aktienmärkte auf sich nehmen zu müssen.

Bei Anleihen erachten die Strategen insbesondere Unternehmensbonds als aussichtsreich. So gehen die Volkswirte des Hauses davon aus, dass die Notenbanken angesichts eines nachlassenden Inflationsdrucks bis Mitte 2024 die Leitsätze stabil halten und danach erste Senkungen einleiten werden. In Europa wie in den USA rechnen die DWS-Experten mit keiner beziehungsweise nur einer milden Rezession. "Das Szenario eines schwachen Wirtschaftswachstums ist förderlich für Unternehmensanleihen", sagte Oliver Eichmann, leitender Zinsstratege bei der DWS.

Banken im Blick
Die Ausfallraten seien niedrig. Dies dürfte Investoren anlocken. Als besonders attraktiv bezeichnete Eichmann Bank-Anleihen. "Die Bilanzen sind solide und die Renditen noch höher als bei anderen Unternehmensanleihen", so der Zinsexperte. Auch im Segment der Hochzinsanleihen gebe es Chancen. Risiken gehen jedoch von einer stärker als erwartet ausfallenden Rezession sowie den aufgrund der höheren Zinsen steigenden Finanzierungskosten für die Unternehmen aus.

Bei Immobilien rechnet Jessica Hardman, Leiterin des europäischen Immobilienportfolios der DWS, damit, dass der Tiefpunkt der Entwicklung langsam näher rückt. "Es gibt Zeichen, die auf eine Stabilisierung deuten", sagte Hardman. Im Großen und Ganzen seien die Leerstände gering. Sie erwartet daher im Jahr 2024 eine Rückkehr der Investoren in die Immobilienmärkte. Infrastruktur-Investments, gerade im Bereich der Energiewende, würden weiterhin gute Chancen eröffnen.

Politische Börsen
Für Spannung an den Märkten dürfte 2024 die Politik sorgen, resümierte DWS-Chefstratege Björn Jesch. So stehen etwa Präsidentschaftswahlen in den USA sowie Wahlen für das Europäische Parlament an. Unerwartete Ergebnisse könnten zu Ausschlägen an den Finanzmärkten führen. In der Folge würden zunächst die Risikoprämien sowie die Nachfrage nach sicheren Anlagen steigen, bis die neue Lage bewertet sei. Als sicheren Hort für Krisenfälle verwies Jesch auf Gold. (ert)