Die Europäische Zentralbank (EZB) scheint gewillt, die Zinsen noch weiter zu senken. Asoka Wöhrmann, Vorsitzender der Geschäftsführung der Fondsgesellschaft DWS, sieht darin eine große Gefahr für die Eurozone. Für einige Zeit könnten große Volkswirtschaften in ungewöhnlichen Zeiten zwar mit solchen negativen Zinsen umgehen, sagte Wöhrmann im Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" (FAS). Gefährlich werde es aber, wenn sie zur Normalität werden – und in diese Richtung würde sich die Eurozone derzeit bewegen.

Die Gefahren für die europäische Wirtschaft sind vielfältig. So untergraben Negativzinsen aus Sicht des DWS-Chefs nicht nur die Sparkultur in Deutschland und anderswo. Sie belasten auch Pensionsfonds und andere Einrichtungen der Altersvorsorge, die Erträge für ihre Einzahler erwirtschaften müssen. "Das wird irgendwann nicht mehr möglich sein, wenn wir uns weiter nur auf die Geldpolitik verlassen", sagt Wöhrmann.

Staaten sind in der Pflicht
Für ihn verfolgt die EZB zwar das richtige Ziel, nämlich die Inflation von derzeit 1,3 Prozent auf den Wert von nahe zwei Prozent hochzutreiben, Geldpolitik alleine reiche dafür aber nicht aus. Die Euro-Staaten müssten stärker darüber nachdenken, wie sie die Nachfrage ankurbeln können. Denn "je mehr Nachfrage es nach Gütern gibt, desto mehr Wachstum gibt es", erklärt Wöhrmann. Und wachsende Volkswirtschaften mit einer prosperierenden Wirtschaft tragen wesentlich zum Anstieg der Inflation bei. "Die EZB hat mit ihren geldpolitischen Maßnahmen den Euro seinerzeit gerettet, aber jetzt müssen größere Lösungen her", plädiert der DWS-Chef. (fp)