Die Signale für eine Wende des Konjunkturzyklus mehren sich. Noch schlägt das Pendel aber nicht Richtung Abschwung um. Zu diesem Fazit kam Stefan Kreuzkamp, DWS-Chefanlagestratege, bei der Präsentation des Marktausblicks der Fondsgesellschaft für 2019. Demnach weisen viele Indikatoren nach wie vor auf eine fortgesetzte Stärke der Weltwirtschaft hin. "Wir stehen kurz vor der Schwelle zum Spätzyklus, aber wir sind noch nicht im kritischen Bereich", sagte Kreuzkamp.

Als erstes Anzeichen einer Schwäche führte der Stratege die heftigeren Ausschläge an den Börsen an. Nach dem Jahr 2017 mit einer rekordverdächtig niedrigen Volatilität schnellte diese 2018 bereits über den langfristigen Schnitt und erreicht kritische Ausmaße. Der deutsche Leitindex Dax war erstmals seit zwei Jahren unter die Marke von 11.000 Punkten gefallen. Am Tag der DWS-Präsentation rutsche das Barometer gar 3,5 Prozent ins Minus.

Anfällig für politische Risiken
Auch die Auslastungsrate der Fabriken nähere sich einem kritischen Wert, ergänzte Kreuzkamp. Bei anderen Indikatoren wie der Zinsstrukturkurve oder dem US-Interbankenzins geben die DWS-Volkswirte aber noch Entwarnung. Für ihre Analyse hatten die Experten die Entwicklung von Konjunktur- und Börsenzyklen seit Anfang der 1980er-Jahre herangezogen. Das gegenwärtige Umfeld sei aber anfällig für Schocks durch politische Krisen, warnte Kreuzkamp.

Und davon gibt es genug. Besonders kritisch erscheint dem DWS-Strategen der Streit um Zölle zwischen den USA und China. "Die jüngsten Ausschläge zeigen, wie dringend wir eine Lösung des Handelsstreits brauchen", sagte Kreuzkamp. Zuletzt hatte sich zwar eine Entspannung zwischen den beiden Nationen angedeutet, die Verhaftung einer Managerin des chinesischen Telekomkonzerns Huawei in Kanada schürte aber unter Anlegern die Angst, dass der Streit wieder aufflammt.

Gold und Kasse als sicherer Hafen
Entsprechend dämpften die DWS-Experten die Renditeaussichten für 2019. "Erwarten Sie nächstes Jahr geringere Rendite", sagte Fondsmanager Klaus Kaldemorgen. "Langfristig wird es schwierig, mehr als zwei bis drei Prozent Rendite pro Jahr bei moderaten Risiken zu erwirtschaften." Der Starmanager verwies auf Gold als gute Absicherung gegen Risiken. In seinem Concept Kaldemorgen stecke derzeit einen Anteil von rund sechs Prozent in dem Edelmetall. Aufstocken will er diesen aber vorerst nicht. "Größere Risiken an den Börsen erhöhen auch die Chancen für Multi-Asset-Manager", zeigte sich der Manager überzeugt. Daneben hält er aber auch einen Kasse-Anteil von 27 Prozent.

Als weitere sichere Bank empfahl DWS-Anleihenchef Bill Chepolis US-Staatsanleihen mit zweijähriger Restlaufzeit. Diese werfen mitunter mehr Rendite ab als entsprechende Papiere mit längeren Laufzeiten. Daneben sieht er Chancen bei Schwellenländer- und asiatischen Unternehmensanleihen.

Gedämpftes Gewinnwachstum
Co-Aktienchefin Petra Pflaum wiederum erwartet, dass das Gewinnwachstum der Unternehmen zwar nachlassen werde. Aber immerhin würden die Firmenüberschüsse weiter steigen. Die DWS-Analysten positionieren sich mit ihrer Prognose für das Gewinnwachstum je Aktie unter dem Schnitt ihrer Kollegen aus anderen Häusern. So erwarten die DWS-Experten bei den Dax-Konzernen ein Gewinnplus von fünf Prozent für 2019, der Konsens rechnet hingegen mit elf Prozent.

Pflaum verwies zudem auf die attraktive Bewertung von Value-Aktien. Diese hinkten seit 2013 Wachstumstiteln hinterher, holten in der jüngsten Korrektur aber auf. Die Aktienleiterin empfahl daher, sowohl auf Growth- als auch auf Substanzwerte zu setzen. (ert)