Angesichts der steigenden Inflationsrate fürchten viele Anleger, dass sich Horrorgeschichten aus der Vergangenheit wiederholen könnten, so wie etwa die Lohn-Preis-Spirale aus den Siebzigerjahren: Steigende Löhne führten zu steigenden Verbraucherpreisen, die wiederum von steigenden Löhnen begleitet wurden. In solch einem Szenario bleibt der US-Notenbank Fed irgendwann nichts anderes übrig, als das Geld zu verknappen und eine Rezession auszulösen. 

Doch von einem solchen Fall ist die aktuelle Situation aus Sicht des US-Ökonomen und Analysten Christian Scherrmann vom Vermögensverwalter DWS noch sehr weit entfernt. Der Grund: In den USA waren die Löhne zuletzt ohnehin ungleichmäßig verteilt. Entsprechend stellen Lohnerhöhungen im unterbezahlten Gast- und Freizeitgewerbe eine überfällige Anpassung dar. Außerdem spielen auch andere Faktoren bei den Lohnerhöhungen eine Rolle, erklärt Scherrmann, darunter die "großzügige steuerliche Unterstützung während der Pandemie", "pandemiebedingte Verzerrungen des Alltags" sowie "nach wie vor vielerorts hohe Arbeitslosenunterstützungen."

Die Lage ist vorübergehend
Die aktuelle Situation ermöglicht es den Menschen aus Sicht des Experten, höhere Löhne zu erzielen. Das dürfte allerdings nicht ewig halten: "Wir gehen davon aus, dass dieser Druck nachlassen wird. Im Laufe der Zeit werden immer mehr Menschen in die Beschäftigung zurückkehren, unabhängig davon, ob sie den Beruf wechseln oder nicht." Auch der Inflationsdruck durch die unterbrochenen Lieferketten, die Rohstoffknappheit und den Mangel an Beschäftigten sollte mit der Zeit nachlassen, erwartet die DWS. Die 2020-er sollten die Siebzigerjahre demnach nicht wiederholen. (fp)