Mit Beginn des Jahres sind die Verbraucherpreise weltweit sprunghaft gestiegen. Viele Ökonomen rechnen damit, dass die Inflation in den nächsten Monaten weiter anziehen wird. Auch Martin Moryson erwartet, dass die Preise dieses Jahr deutlich steigen, möglicherweise auch bis ins Jahr 2022 hinein. Und doch: Eine wirkliche Inflationsgefahr droht laut dem DWS-Chefvolkswirt nicht. "Einmalige Preisveränderungen stellen keine Inflation dar. Inflation ist ein Prozess wiederkehrender Preiseanstiege", erklärt Moryson. 

Zwar könnten die Verbraucherpreise allein in diesem Jahr um bis zu drei Prozent ansteigen. Doch daran sei lediglich die neu belebte Realwirtschaft schuld: So waren die Rohstoffpreise im letzten Jahr rezessionsbedingt sehr niedrig und sind zuletzt wieder auf Vor-Krisen-Niveau angestiegen. Solche Preisschübe solle man also nicht überbewerten, fordert Moryson. 

Zentralbanken gefragt
Ob es bei Einmaleffekten bleibt oder tatsächlich Inflation entsteht, hänge nicht zuletzt von den Zentralbanken ab. Die Europäische Zentralbank zum Beispiel dürfte sich für längere Zeit noch nicht allzu große Sorgen über eine anziehende Teuerung machen. Stattdessen könnte ihr Fokus stärker auf den Finanzierungskonditionen und der Beschäftigung liegen. "Die Nominalzinsen dürften deshalb nur graduell steigen", sagt Moryson. In den USA sind die Nominalzinsen dagegen bereits binnen eines Jahres von 0,5 auf 1,7 Prozent angewachsen. Zudem zeigte sich die US-Notenbank Fed bereit, eine Inflation leicht oberhalb von zwei Prozent für eine gewisse Zeit zu tolerieren. (fp)