Der Aufschwung am Aktienmarkt dürfte noch eine Weile anhalten, Anleger sollten jedoch nicht zu leichtsinnig agieren, rät Christian Kahler, Chefanlagestratege der DZ Bank. Nicht ohne Grund: Gegenwärtig scheint allenthalben große Unbeschwertheit zu herrschen, die bereits Züge von gefährlicher Gedankenlosigkeit trägt.

Derzeit ist die Volatilität auf einem sehr niedrigen Stand: Das weltweit bekannteste Barometer für Kursschwankungen am Aktienmarkt, der Vix-Index in den USA, ist in der vergangenen Woche zwischenzeitlich auf den tiefsten Stand seit dem Jahr 1993 gefallen. Der Index misst die implizit erwartete Schwankungsbreite des US-Aktienindex S&P 500.

Anhand der Höhe der erwarteten Volatilität können Rückschlüsse auf das Absicherungsbedürfnis von Investoren gezogen werden. Befinden sich die Aktienmärkte in einem intakten Trendmarkt, der sich über längere Zeit ohne größere Rücksetzer nach oben bewegt, sinkt tendenziell die Zahl der Anleger, die es für notwendig halten, sich gegen fallende Kurse abzusichern. Kursgewinne der Vergangenheit werden gedanklich fortgeschrieben. "Es ist jedoch wahrscheinlich, dass diese Fortschreibung nicht eintreten wird", warnt Kahler. 

Keine Crash-Gefahr
Einen baldigen Crash sieht der Anlagestratege allerdings nicht heraufziehen: "Die wachsende Wirtschaft, niedrige Arbeitslosigkeit und das niedrige Zinsumfeld sprechen insgesamt für ein stabiles Aktienmarktumfeld." Trotzdem sollten Anleger laut Kahler eines im Hinterkopf behalten: "Tritt in den kommenden Monaten ein unerwartetes Ereignis auf oder sind mehr Anleger bereit, Gewinne zu realisieren und damit eine Konsolidierungswelle loszutreten, könnte die Volatilität rasch wieder anziehen." Das sage er vor allem im Hinblick auf die Wahlen in Italien. (fp)