Die Corona-Pandemie ist in jeglicher Hinsicht eine Extremsituation. Das öffentliche Leben steht quasi still, die Wirtschaft steuert auf eine Rezession zu – und der Dax hat innerhalb von nur 30 Tagen 40 Prozent seines Wertes verloren. Befeuert wurde der Crash im Februar und März von zwei Faktoren, analysiert Michael Bissinger von der DZ Bank: "Zum einen durch eine hohe Bewertung und Sorglosigkeit im Vorfeld und zum anderen durch eine extreme Unsicherheit über die Folgen, da keine Vergleichsdaten über die Auswirkungen einer Pandemie auf die Märkte vorliegen." 

Obwohl weiterhin große Unsicherheit über die konkreten Folgen der Krise herrscht, sieht der Aktienanalyst auch Möglichkeiten: "Wenn die Unsicherheit am größten ist, sich aber die Risikoaversion und damit einhergehend die Übertreibung nach unten lockert, ergeben sich großartige Chancen für risikobereite Investoren." Zwar sollten Anleger den Ernst der Lage nicht unterschätzen – dass die Aktienmärkte erneut abrutschen, ist nicht auszuschließen. Dennoch haben die Analysten der DZ Bank untersucht, welche Werte bisher am stärksten korrigiert haben und sich somit als echte Schnäppchen erweisen könnten. 

Kaufen, wenn die Kanonen donnern
"Wir haben nach den Aktien gesucht, die seit Beginn der Coronakrise die höchsten Kursverluste verzeichnet haben. Gleichzeitig haben wir die Erholungsbewegung seit dem Tief ausgewertet," erläutert Bissinger. Die Liste der Titel mit den stärksten Kursverlusten wird von Firmen aus den Bereichen zyklischer Konsum, Industrie und Banken angeführt. Mit einem Kursrückgang von 63 Prozent steht Ceconomy auf Platz eins, gefolgt von Airbus, Thyssen Krupp und MTU. Die Unternehmen mit der stärksten Erholung sind vor allem nicht-zyklische Konsumunternehmen und Technologieunternehmen. Dazu zählen etwa die Titel der Shop Apotheke Europe, des Kochboxen-Lieferanten HelloFresh, des Mietwagenverleihs Sixt, der Software-Firma TeamViewer und des Leuchtmittelherstellers Osram. 

Zu den Unternehmen, die sich dagegen während der Krise bislang gut gehalten haben, gehören diverse Firmen aus den Sektoren Gesundheit und Internet. "Darunter befinden sich zum einen 'Profiteure' der Krise, wie der Hersteller von Beatmungsgeräten Drägerwerk oder die Versandapotheke Shop Apotheke. Zudem Unternehmen, die sich aktuell in einem Übernahmeprozess befinden," so Bissinger. Besonders gute Chancen, von einer Erholungsbewegung an den Märkten zu profitieren, haben seiner Einschätzung unter anderem der Baukonzern Bilfinger, der Shoppingcenter-Investor Deutsche Euroshop, die Norma Group, die Aareal Bank und das Modelabel Hugo Boss. (fp)